Große Chancen, aber noch Hürden

Ausbildung in Inklusionsbetrieben

Inklusionsbetriebe bilden aus, und zwar in hohem Maße. Eine Mitgliederbefragung der Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e. V. aus dem Jahr 2022 zeigte, dass 65 Prozent der befragten Inklusionsbetriebe ausbilden. Über 80 Prozent der befragten Ausbildungsbetriebe bilden inklusiv aus. Das heißt, ihr Ausbildungsangebot richtet sich sowohl an Menschen mit als auch ohne Behinderung. Meistgenannter Grund für das hohe Ausbildungsengagement ist die Nachwuchssicherung und die hohe Identifikation der Auszubildenden mit dem Unternehmen.

Inklusionsbetriebe setzen auf Ausbildung, stoßen dabei aber auf Hürden. Hemmnisse sind zum Beispiel die mangelnde Inklusionskompetenz vieler Berufsschulen, fehlende Berufsschulklassen oder fehlende Ausbildungsordnungen für spezifische Fachpraktiker-Berufe. Im ländlichen Raum kommen große Entfernungen zum Ausbildungsbetrieb und/oder zur Berufsschule hinzu.

Der Nachweis einer Rehabilitationspädagogischen Zusatzqualifikation für Ausbilderinnen und Ausbilder, kurz ReZA, als Grundvoraussetzung für die Ausbildung in Fachpraktiker-Berufen ist für kleinere Ausbildungsbetriebe ebenfalls eine Herausforderung. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e. V. plädiert deshalb für ein rehabilitationspädagogisches Modul innerhalb der klassischen Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO). So wäre die entsprechende Inklusionskompetenz in allen Ausbildungsbetrieben sichergestellt. Die vielfältigen Förderinstrumente des Ausbildungssektors ermöglichen, dass Auszubildende und Betriebe passgenau unterstützt werden. Es zeigt sich, dass diese Leistungen oft entscheidend für das Zustandekommen und den Erfolg der Ausbildung sind. Leider kommen aber viele der Fördermöglichkeiten nicht ausreichend in der Praxis an, weil viele Inklusionsbetriebe diese nicht ausreichend kennen. Es gilt zu beobachten, ob das Leistungsangebot der Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgebende, kurz EAA, in der Praxis diesem Problem effektiv begegnen kann.

Viele Inklusionsbetriebe bilden für den eigenen Bedarf aus und gewährleisten so den Übergang von Ausbildung in Arbeit. Sie verfügen über eine inklusive Arbeitsumgebung und Personalführung und sind daher besonders geeignet, Fachkräften mit Unterstützungsbedarf adäquate Arbeitsplätze zu bieten. In der Fachpraktiker-Ausbildung sind der Weiterbeschäftigung aber Grenzen gesetzt, weil der besondere Unterstützungsbedarf nach der Ausbildung aufgrund einer fehlenden anerkannten Schwerbehinderung nicht refinanziert wird. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen sieht daher in der Aufrechterhaltung des Förderstatus über die Ausbildung hinaus einen wichtigen Faktor für eine nachhaltige Integration in den ersten Arbeitsmarkt.

bag if Ausbildungsoffensive
Die inklusive Berufsausbildung bietet einen Mehrwert für alle: Auszubildende profitieren nach Abschluss der Berufsausbildung von besseren Teilhabechancen auf dem ersten Arbeitsmarkt, Unternehmen profitieren von gut ausgebildeten Fachkräften. Deshalb startete die Bundesarbeitsgemeinschaft Inklusionsfirmen e. V. im Jahr 2022 eine Ausbildungsoffensive, mit der sie für die inklusive Ausbildung wirbt. Mit Fachveranstaltungen, dem Aufbau regionaler Netzwerke und vielfältigen Informations- und Öffentlichkeitsmaterialien will sie Unternehmen und Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen für das Thema Ausbildung begeistern. Informationen zur Ausbildungsoffensive derbag if unter:
https://ausbildung.mehrwert-inklusive.de