Erste Hilfe für psychische Gesundheit als Schlüssel zur Teilhabe
MHFA-Ersthelferinnen und -Ersthelfer
Psychische Gesundheit ist eine tragende Säule für gesellschaftliche Teilhabe und nachhaltige berufliche Wiedereingliederung. Besonders in der medizinisch-beruflichen Rehabilitation spielt der Umgang mit psychischen Krisen und Erkrankungen eine zentrale Rolle. Ein innovativer Ansatz, um diesem Bedarf praxisnah zu begegnen, ist die Ausbildung zu „Mental Health First Aid“ (MHFA)-Ersthelfenden.

MHFA ist ein international etabliertes Programm zur Vermittlung von Kenntnissen und Kompetenzen in der Ersten Hilfe für psychische Gesundheit. Es wurde in Australien entwickelt und wird mittlerweile in 35 Ländern (Stand Juli 2025) angewendet. In Deutschland ist das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim Träger des Programms. Ziel ist es, Laien zu befähigen, bei psychischen Gesundheitsproblemen oder akuten seelischen Krisen frühzeitig und angemessen zu unterstützen – ähnlich wie bei körperlicher Erster Hilfe.
MHFA-Ersthelferinnen und -Ersthelfer lernen in einem 12-stündigen Kursformat (Online oder Präsenz), Anzeichen häufiger psychischer Erkrankungen wie Depression, Angststörungen, Psychosen oder Substanzabhängigkeiten zu erkennen, Gespräche empathisch zu führen und professionelle Hilfe zu vermitteln. Die Kurse umfassen wissenschaftlich fundierte Inhalte, werden durch zertifizierte Instruktorinnen und Instruktoren durchgeführt und basieren auf evidenzbasierten Leitlinien. Zahlreiche Studien belegen, dass MHFA-Ersthelfer-Kurse signifikant zur Erhöhung des Wissens, zur Reduktion von Stigmatisierung und zur Verbesserung des Hilfeverhaltens beitragen (z. B. Morgan et al. 2018; Jorm 2015).
Gerade im Rehabilitationskontext kann Erste Hilfe für psychische Gesundheit einen wertvollen Beitrag leisten. Viele Patientinnen und Patienten befinden sich in einer Phase der Instabilität und Unsicherheit, in der psychische Belastungen wie Überforderung, Rückfälle oder depressive Symptome auftreten können. Ersthelferinnen und Ersthelfer für psychische Gesundheit können hier zur Brücke in das professionelle Versorgungssystem werden.
Ein zentraler Mehrwert von MHFA liegt dabei in der Möglichkeit zur Frühintervention: Indem Betroffene frühzeitig Gehör finden, kann oftmals verhindert werden, dass sich psychische Probleme verfestigen und sich zu behandlungsbedürftigen Erkrankungen entwickeln. Gerade in sensiblen Umbruchsituationen können Gespräche und empathische Unterstützung durch MHFA Ersthelferinnen und -helfer dazu beitragen, Eskalationen zu vermeiden. Dies kann langfristig dazu führen, komplexe und langwierige Reha-Prozesse zu vermeiden oder deutlich zu verkürzen.
In Unternehmen können MHFA-Ersthelferinnen und -helfer eine entscheidende Rolle bei der Wiedereingliederung spielen. Erste Hilfe für psychische Gesundheit ersetzt keine Psychotherapie oder medizinische Behandlung, sie ist ein wichtiges Bindeglied in der Versorgungskette. Sie kann dazu beitragen, Rückfälle zu vermeiden, das Selbstwirksamkeitserleben der Betroffenen zu stärken und das Umfeld für mentale Gesundheit zu sensibilisieren.
Die Einbindung von MHFA-Ersthelferinnen und -helfern in Reha-Konzepte ist ein zukunftsweisender Schritt hin zu einer ganzheitlichen Teilhabeorientierung. Angesichts steigender psychischer Erkrankungen in der Gesellschaft braucht es niedrigschwellige, wirksame und praxisnahe Lösungen – „MHFA-Ersthelfer“ bietet hier einen ressourcenorientierten Ansatz mit großem Potenzial.

Mehr Informationen zu „MHFA Ersthelfer“ finden Sie unter: www.mhfa-ersthelfer.de |
Literatur:
Jorm, A. F. (2015): Mental health literacy: Empowering the community to take action for better mental health. In: American Psychologist, 67(3), 231–243. doi.org/10.1037/a0025957
Morgan, A. J.; Ross, A.; Reavley, N. J. (2018): Systematic review and meta-analysis of Mental Health First Aid training: Effects on knowledge, stigma, and helping behaviour. In: PLoS ONE, 13(5), e0197102. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0197102