Editorial Reha-Info 05/2025

Liebe Leserin und lieber Leser,

„Man sieht es mir nicht an – und doch bestimmt es mein ganzes Leben.“ Psychische Erkrankungen sind oft unsichtbar, ihre Folgen fürTeilhabe und Inklusion aber enorm. Rund 18 Millionen Menschen in Deutschland sind laut Bundespsychotherapeutenkammer jedes Jahr betroffen. Jede dritte Frau und fast jeder vierte Mann erlebt im Laufe des Lebens eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung. Die Auswirkungen zeigen sich besonders im Arbeitsleben: Psychische Erkrankungen sind inzwischen die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Im Jahr 2022 entfielen 17 Prozent aller Fehltage auf seelische Leiden. Menschen mit psychischen Erkrankungen sind zudem deutlich häufiger arbeitslos und bleiben länger ohne Beschäftigung. Für Betroffene bedeutet das nicht nur finanzielle Unsicherheit, sondern auch gesellschaftliche Ausgrenzung – mit Folgen für Teilhabe und Selbstbestimmung.
Wer eine Psychotherapie sucht, wartet laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung im Durchschnitt 20 Wochen auf einen Platz. Eine lange Zeit für Menschen, die Hilfe benötigen. Damit wird deutlich: Gute gesetzliche Rahmenbedingungen allein reichen nicht, wenn der Zugang zu Leistungen so schwierig ist.
Gleichzeitig nimmt das Bewusstsein für die Bedeutung psychischer Gesundheit zu. Immer mehr Betriebe, Schulen und Verwaltungen setzen auf Prävention, betriebliche Gesundheitsförderung und psychosoziale Unterstützung. Auch digitale Angebote können dabei helfen, Hürden abzubauen und erste Zugänge zu schaffen. Entscheidend bleibt jedoch eine Haltungsänderung: Weg von Stigmatisierung, hin zu einer Anerkennung von Menschen mit psychischen Erkrankungen als gleichberechtigte Teilhabende unserer Gesellschaft.
In dieser Ausgabe der Reha-Info werden unter anderem verschiedene Projekte des Bundesprogramms rehapro für Menschen mit psychischen Erkrankungen vorgestellt. Außerdem zeigen wir, wie Menschen mit psychischen Erkrankungen andere auf dem Weg in Arbeit unterstützen und berichten über die Unterstützung von Familien mit psychisch erkrankten Eltern.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich auf den
Austausch mit Ihnen.

Ihre Gülcan Miyanyedi