Fünf Fragen an den blinden Sänger Manfred Scharpenberg

Martin Scharpenberg ist Schlagzeuger und Sänger der Band „Blind Foundation“. Der Name Blind Foundation kommt nicht von ungefähr: 2 der 4 Musiker der Band sind blind. Egal ob Empfang, Gala oder Party, die Band ist überall zuhause. Zu ihrem Repertoire zählen Hits aus den Genres Pop, Rock, Blues, Funk und Soul.

Wie haben Sie sich kennengelernt und als Band zusammengefunden?

Die Band wurde im Jahr 2004 von der „Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte“ gegründet. Dazu wurden Stellen für Musiker ausgeschrieben, die sehbehindert oder blind sein sollten. Hierfür wurde zuerst ein musikalischer Leiter eingestellt, welcher aus allen Bewerbern die Fähigsten auswählen sollte. Im Juli 2004 war die Band schließlich komplett und konnte mit der Arbeit beginnen. Inzwischen gab es natürlich, wie in jeder anderen Band, diverse Musikerwechsel.

Die Band Blind Foundation: Jonas Hauer, Markus Hofmann, Manfred Scharpenberg, Florian Hollinghaus

Können Sie mit der Musik Ihren Lebensunterhalt bestreiten oder ist die Band Ihr Hobby?

Wir, die Band „Blind Foundation“, sind ein Berufsintegrationsprojekt der „Frankfurter Stiftung für Blinde und Sehbehinderte“. Alle festen Bandmitglieder sind Angestellte bei der Stiftung. Wir verdienen zum einen unser Geld durch Konzerte mit der Band, darüber hinaus geben wir aber auch Musikunterricht für Schüler an einer Schule für Sehbehinderte in Frankfurt sowie Instrumentalunterricht für die Teilnehmer/innen der „blindentechnischen Grundausbildung“, die von der Stiftung angeboten wird.

Haben Sie Fans (Groupies), die Ihnen überall hin folgen?

Natürlich haben wir Fans, aber so weit, dass uns Leute schon von Konzert zu Konzert folgen, sind wir nicht. Zwar gab es schon Fälle, dass Leute extra wegen uns auch längere Strecken auf sich genommen haben, aber das sind Einzelfälle. Groupies würde doch etwas zu weit führen.

Mit welchen Schwierigkeiten haben Musiker mit Behinderung im Musikbusiness zu kämpfen?

Unser bisher größtes Problem war, dass wir bei keiner Agentur untergekommen sind, da diese, wie wir vermuten, unsere Band als ein zu großes Risiko angesehen haben. Unsere Band wird auch manchmal wie eine Art „Behindertenbeschäftigungsmaßnahme“ angesehen, denen man etwas Gutes tut, wenn sie mal irgendwo spielen darf. Dass wir damit unseren Lebensunterhalt verdienen und sich die Qualität nicht von einer Band mit sehenden Mitgliedern unterscheidet, wird manchen erst klar, wenn sie uns mal auf der Bühne erlebt haben.

Macht Ihrer Meinung nach die Politik genug, damit Inklusion endlich gelebt wird?

Aus meiner Sicht ist Inklusion mehr eine gesellschaftliche als eine politische Frage. Die Politik kann nur versuchen die Rahmenbedingungen zu optimieren und da ist natürlich noch sehr viel Luft nach oben, obwohl schon viel dafür getan wird. Echte Inklusion wird erst dann erreicht sein, wenn man nicht mehr darüber reden muss und es für die meisten Menschen selbstverständlich geworden ist. Bisher gibt es jedoch noch nicht mal eine echte Gleichstellung von Mann und Frau, von Menschen mit einer Einschränkung ganz zu schweigen.