„Die ersten Schritte sind gemacht“

Ein Rückblick auf das 3-jährige Projekt „Jugend- und Feuerwehr auf Inklusionskurs“ der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz

Das rheinland-pfälzische Landes-, Brand- und Katastrophenschutzgesetz aus dem Jahr 2016 bildete den Ausgangspunkt. Demnach dürfen „Menschen mit körperlichen, seelischen oder geistigen Beeinträchtigungen mit Zustimmung des Bürgermeisters in der Feuerwehr mitwirken, wenn sie für die vorgesehene Tätigkeit geeignet sind“ (§ 12 Abs. 4 LBGK). Was nun seit März 2016 Gesetz ist, war für die Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz bereits vor 3 Jahren klar: Auch für Menschen mit Behinderungen
sollten Zugänge in die Jugendfeuerwehr geschaffen und ausgebaut werden. Von der Aktion Mensch finanziell unterstützt wurde das Projekt „Jugend- und Feuerwehr auf Inklusionskurs“ ins Leben gerufen. Fachlich stand dabei zunächst die Aufgabe im Vordergrund, den Stand bezüglich der Teilhabe innerhalb der Jugend- und Feuerwehr zu erheben und breite Aufmerksamkeit für das Thema zu gewinnen. Durch das Engagement vieler Ehrenamtlicher wurde es ermöglicht, Aktionen in ausgewählten Modellstandorten in Rheinland-Pfalz durchzuführen.

Tätigkeiten in der Feuerwehr
Es gibt in der Feuerwehr Tätigkeitsbereiche, die auch von Menschen mit Beeinträchtigungen ausgeübt werden können. Dies gilt sowohl für aktive Feuerwehrangehörige, die nach einem Unfall oder einer Erkrankung nicht mehr über die volle körperliche, seelische oder geistige Einsatztauglichkeit verfügen, als auch für Menschen, die wegen einer Einschränkung von Anfang an nicht in vollem Umfang feuerwehrtauglich sind. Wenn Tätigkeiten im Gefahrenbereich ausscheiden zeigt die Praxis, dass es Möglichkeiten gibt, Menschen mit Behinderung in den Feuerwehralltag zu integrieren – sei es in der Einsatzzentrale, wenn es um die Organisation und Leitung von Einsätzen geht oder bei der Betreuung und Schulung von Feuerwehr und Jugendfeuerwehrmitgliedern. Auch bei der Wartung oder Gerätepflege sowie bei administrativen Aufgaben können Menschen mit Behinderungen aktiv sein.

Paten und Betreuende ausgebildet
Herzstück des Projektes war die „Inklusionspatenausbildung“. In 3 Durchläufen konnten insgesamt 31 Jugendliche auf die inklusive Arbeit bei der Feuerwehr vorbereitet werden. Die Teilnehmenden kamen aus verschiedensten Teilen von Rheinland-Pfalz. Sie sind zwischen 12 und 18 Jahren alt. Weiterhin wurden 15 Betreuende aus den verschiedenen Jugendfeuerwehren geschult und so der Grundstein für eine inklusive Arbeit in den Jugend- und Feuerwehren vor Ort gelegt.

Inklusion bei Feuerwehren bekannt gemacht
Im Jahr 2015 wurde im Rahmen der Messe „REHAB“, gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband, das Projekt in Karlsruhe erstmals der breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ein weiterer Meilenstein bildet die Versammlung der Landesjugendfeuer in Waldböckelheim. Sie stand unter dem Motto „Inklusion“, um das Thema in Feuerwehrkreisen und bei Vertretern der Politik weiter zu verankern. Hier hatten sich die Veranstalter was ganz besonders überlegt. Im Rahmen des Tages wurde den Teilnehmenden die Möglichkeit geboten, sogenannte „Selbsterfahrungsstationen“ und einen Rollstuhl-Parcours hautnah auszuprobierauszuprobieren. Über 80 weitere Veranstaltungen sollten folgen, bei denen das Thema „Inklusion und Feuerwehr“ präsentiert wurde. „Inklusion wird auch zukünftig beim Landesverband der Jugendfeuerwehren in Rheinland-Pfalz thematisiert. Wir möchten gerne auf die Erkenntnisse aus dem Projekt aufbauen, um den Zugang für Menschen mit Beeinträchtigung zu erleichtern“, so Matthias Görgen (Landesjugendfeuerwehrwart in Rheinland-Pfalz).

Großer Unterstützerkreis
Zu den Kooperationspartnern des Projekts gehörten das Ministerium für Soziale Arbeit, Gesundheit und Demografie in Rheinland-Pfalz, die Deutsche Jugendfeuerwehr, die Universität Koblenz-Landau (Institut für Sonderpädagogik), die Unfallkasse Rheinland-Pfalz, das „Netzwerk Inklusion Mayen-Koblenz“, die Lebenshilfe RLP sowie Special Olympics RLP. Die enge Zusammenarbeit aller Kooperationspartner machte es möglich, Inklusion in den verschiedensten Bereichen der Jugend- und Feuerwehr und darüber hinaus zu beleuchten und erste Maßnahmen zur Teilhabe durchzuführen.

Weitere Informationen im Web
Zwei Studierende der Universität Koblenz-Landau (Institut für Sonderpädagogik) haben im Rahmen ihres Studiums einen Forschungsbericht mit dem Titel „Auf dem Weg zur Inklusion – Ressourcen und Barrieren der Freiwilligen Feuerwehr Rheinland-Pfalz zur Umsetzung ihres Inklusionsanliegens“ erstellt. Sämtliche Berichte von Veranstaltungen, Aktionen und Angebote zum Projekt sind auf der Homepage der Jugendfeuerwehr Rheinland-Pfalz unter www.jf-rlp.de publiziert. Hier stehen auch der Abschlussbericht und Forschungsbericht zum Projekt als Download zur Verfügung.