Hilfe für pandemiebelastete Kinder, Jugendliche und Familien

Kinder- und Jugendrehabilitation

Mittlerweile ist durch viele wissenschaftliche Studien belegt, was Familien sehr schnell erfahren mussten: Kinder und Jugendliche sind durch die Corona-Pandemie besonders belastet. Es begann im Frühjahr 2020 mit der Angst vor Ansteckung mit der unbekannten Erkrankung. Es folgten Lockdown-Maßnahmen, Kindergarten- und Schulschließungen sowie Homeschooling – und verstärkt seit Herbst 2021 auch Ansteckungen und Erkrankungen.

Die altersentsprechende Teilhabe und Tagesstruktur verengte und veränderte sich. Kaum noch Austausch mit anderen Kindern und Jugendlichen in der Schule und Freizeit. Dagegen Bewegungsmangel, Zunahme von Medienkonsum und Stress in der Familie bis zur Zunahme von Gewalt und Missbrauch. Besonders hart traf es Familien mit begrenztem Wohnraum, niedrigem sozioökonomischem Status oder Migrationshintergrund.

Ein Teil der Kinder und Jugendlichen entwickelt krankhafte Symptome

All diese Folgen der Pandemie haben die meisten Kinder und Jugendlichen mit Unterstützung ihrer Familien gut bewältigt. Ein geringer Teil aber leidet krankhaft unter den Folgen, sie haben ein inzwischen so genanntes Long-Lockdown-Syndrom entwickelt. In der Öffentlichkeit bekannter ist das Long- oder Post-COVID-Syndrom. Auch diese Folgen einer COVID-Infektion gibt es bei Kindern und Jugendlichen, allerdings in bisher überschaubarer Zahl.
Ein Teil der Kinder und Jugendlichen leidet nach einer Infektion am PIMS-Syndrom, einer Entzündungserkrankung verschiedener Organe. Mit dieser Erkrankung kam ein Mädchen nach der Akutbehandlung auf der Intensivstation in die Reha mit starker Muskelschwäche, sehr schwachen Lungen und konnte nur kurze Strecken gehen. In der Reha wurden Kraft und Atmung trainiert, sodass sie danach wieder voll belastbar war.
Ein anderes Mädchen hatte zuerst nur Atembeschwerden, dann folgten Kreislauf- und so heftige Muskelprobleme, dass sie nicht mehr laufen konnte. Nach einer längeren Zeit in der Reha begann sie wieder zu gehen. Die Rehakliniken für Kinder und Jugendliche haben auf diese Entwicklung reagiert. Insbesondere die psychosomatischen, neuropädiatrischen und pneumologischen Kliniken bieten Rehamaßnahmen beim Long-Lockdown-, Long-COVID- und Post-COVID-Syndrom an. Diese Angebote werden zunehmend verstärkt nachgefragt.

Die Kinder- und Jugendrehabilitation ist familienorientiert

Es gibt in Deutschland für gesundheitlich und persönlich über eine längere Zeit angeschlagene Kinder und Jugendliche rund 50 Rehakliniken. Die medizinischen Rehamaßnahmen dauern vier bis sechs Wochen. Das besondere an den Kliniken ist ihre Interdisziplinarität und Teilhabeorientierung. Fachärztinnen und -ärzte,Psychotherapeutinnen und -therapeuten, Bewegungs- und Ergotherapeutinnen und -therapeuten, Logopädinnen und Logopäden sowie Ernährungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler kümmern sich um die jungen Patientinnen und Patienten. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Pflege und Sozialpädagogik ein.

Die Klinikschulen sorgen für den Schulunterricht. Die Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen ist familienorientiert, das heißt, dass bis zum 12. Geburtstag des Kindes eine erwachsene Begleitperson mit aufgenommen wird und dass bei den älteren Kindern und Jugendlichen ein enger Austausch mit den Eltern gepflegt wird.

Mit diesem Konzept, das stark auf den Alltag und die Teilhabe der Kinder und Jugendlichen und den Austausch untereinander ausgerichtet ist, leistet die Kinder- und Jugendreha einen wichtigen Beitrag zur Bewältigung der Pandemie und zur Unterstützung der belasteten Familien. Dass dies angenommen wird, zeigen die Daten der Deutschen Rentenversicherung. Der Anteil der psychosomatischen Erkrankungen stieg 2020 von 27,9 auf 32,4 Prozent an. Innerhalb dieser Erkrankungen lassen sich pandemiebedingte Veränderungen ablesen.

So gibt es eine Verschiebung zu Angst- und Anpassungsstörungen sowie zu Depressionen und zu Sprachentwicklungsstörungen. 2021 wurden insgesamt 21 Prozent mehr Maßnahmen als 2020 angetreten, nach Rückmeldungen aus den Kliniken betrifft diese Zunahme vor allem die Psychosomatik.

Beratung und Information

Das Bündnis Kinder- und Jugendreha e. V. berät und unterstützt die betroffenen Familien, Ärztinnen und Ärzte sowie Therapeutinnen und Therapeuten in allen Fragen zur Kinder- und Jugendreha, insbesondere bei der Antragstellung bei der Renten- oder Krankenversicherung.

Das Bündnis Kinder- und Jugendreha e. V. (BKJR) ist ein Zusammenschluss der Rehakliniken für Kinder und Jugendliche, ihrer medizinischen Fachgesellschaft und ihren Verbänden. Es vertritt die Belange der Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen gegenüber Politik und Öffentlichkeit. Ziel des gemeinnützigen Vereins ist es, dass alle, die von einer Rehabilitation profitieren würden, von diesem Angebot wissen und unterstützt werden. Alle Informationen sind zudem auf der Website zu finden. Unentgeltlich können Flyer „Reha rettet Lebensläufe“ und das Handbuch „Medizinische Rehabilitation von Kindern und Jugendlichen“ bezogen werden.
www.kinder-und-jugendreha-im-netz.de