Eine Bestandserhebung

Long COVID und Post COVID in der medizinischen Rehabilitation

Die Corona-Pandemie stellt das Gesundheitssystem vor besondere Herausforderungen. Zunehmend geht es inzwischen auch um Fragen, die sich mit den gesundheitlichen Langzeitfolgen sowie Teilhabe-Auswirkungen einer überstandenen Infektion mit COVID-19 befassen:
Long bzw. Post COVID.

Um aussagekräftige quantitative und qualitative Daten zur Versorgungslage von Patientinnen und Patienten mit der (Zusatz-)Diagnose Long COVID in der medizinischen Rehabilitation zu gewinnen, führte die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V. (BAR) auf Initiative des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eine Online-Befragung bei allen im Reha-Einrichtungsverzeichnis der BAR (REV) gelisteten Einrichtungen durch. Dabei handelt es sich um 1.080 ausschließlich stationäre, medizinische Reha-Einrichtungen mit oder ohne ambulante Behandlungsplätze. Die Befragung startete am 13. September 2021 und endete am 1. Oktober 2021.
Insgesamt wurde der Fragebogen 524 Mal aufgerufen. 338 Rehabilitationseinrichtungen gaben an, ob Reha-Maßnahmen bei Patientinnen und Patienten mit einer Long-COVID-(Zusatz-)Diagnose bei ihnen durchgeführt werden. Dies entspricht 31 Prozent aller im REV aufgeführten stationären, medizinischen Einrichtungen. Die Stichprobe weist hohe strukturelle Übereinstimmungen mit der Einrichtungsstruktur der „Grunddaten der Vorsorge- oder Rehabilitationseinrichtungen“ (Destatis, 2021) sowie der Gesamtheit der Einrichtungen im REV auf, was Bettenzahl, Verteilung auf Bundesländer, Trägerschaft und Fachabteilungsstruktur anbelangt. In der Stichprobe geben 173 Einrichtungen (51 %) an, Rehabilitationsmaßnahmen für Patientinnen und Patienten mit einer Long-COVID-(Zusatz-)Diagnose anzubieten.
165 Einrichtungen (49 %) verneinen Rehabilitationsmaßnahmen bei Long COVID. Die kumulierte Gesamtzahl der bis zum Zeitpunkt der Befragung behandelten Long-COVID-Rehabilitandinnen und -Rehabilitanden in den Rehabilitationseinrichtungen betrug 11.948 Fälle. Im Mittel weisen bei starker Streuung rund sieben Prozent der aktuellen Rehabilitandinnen und Rehabilitanden in den Reha-Einrichtungen eine Long-COVID-(Zusatz)Diagnose auf.

Diskussion und Fazit

Es handelt sich um eine explorative Studie, die erste Einblicke in die rehabilitative Versorgungslage von Long-COVID-Patientinnen und -Patienten ermöglicht. Da es sich um eine Status-Quo-Erhebung handelt, können die Ergebnisse keine zukünftigen Entwicklungen vorhersagen. Im Ergebnis hat sich gezeigt, dass der Versorgungsbereich der medizinischen Rehabilitation überwiegend auf die Versorgung von Betroffenen vorbereitet ist. Die Teilnahme an der Befragung war freiwillig. Bei den erhobenen Daten handelt es sich um Selbstangaben der Reha-Einrichtungen. Die zustande gekommene Stichprobe ist keine Zufallsstichprobe, da nicht ausgeschlossen werden kann, dass Einrichtungen mit bestimmten Eigenschaften eher an der Erhebung teilnehmen als andere, beispielsweise Positivselektion von Einrichtungen, die Long COVID behandeln. Zu beachten ist, dass die sogenannte Frührehabilitation (Phase B) einen Teil der Akutbehandlung darstellt und in der Regel schon während der stationären Krankenhausbehandlung stattfindet. Dieser Versorgungsbereich wird von dieser Erhebung daher nicht abgedeckt. Eine Hochrechnung auf das gesamte Reha-System ist nicht möglich, da unbekannt ist, ob und wie viele Menschen mit Long COVID, die nicht an der Befragung teilgenommen haben, in den Einrichtungen behandelt wurden. Die Ergebnisse der Long-COVID-Bestandserhebung unterstreichen die Bedeutung der medizinischen Rehabilitation in der Behandlung der gesundheitlichen und teilhabebezo genen Langzeitfolgen von COVID-19. Qualitative Vertiefungen der Ergebnisse unterstützen die Bewertung der Ergebnisse.

Dr. Teresia Widera, BAR, Teamleiterin Systembeobachtung und Forschung

Ergebnisse unter www.bar-frankfurt.de > Themen > Weiterentwicklung und Forschung > Long-COVID
sowie als barrierefreie Digitalpublikation unter: www.bar-frankfurt.de/shop