Wie die Beruflichen Trainingszentren (BTZ) der Pandemie trotzen

Abrupte Änderung für alle Beteiligten

Die weltweite Pandemie stellt auch die berufliche Rehabilitation und ihre Beteiligten vor völlig neuartige Herausforderungen, für die es keine vorgefertigten Herangehensweisen gibt.

Die Organisation der Beruflichen Trainingszentren musste nicht nur den Umgang mit Corona-Fällen unter Teilnehmenden und Mitarbeitenden regeln. Sie sah sich auch ständig und rasch wechselnden Vorgaben von Politik und Leistungsträgern gegenüber. Betretungsverbote mit vorübergehenden Schließungen einiger Standorte, Abstandsregelungen und Hygienekonzepte machten die Nutzung vieler Räumlichkeiten unmöglich, Gruppenangebote konnten nicht mehr stattfinden, Trainingsbereiche nur eingeschränkt oder nicht mehr genutzt werden.

Die wirtschaftlichen Folgen waren absehbar – es gab Einbrüche in der Belegung, deren Steuerung massiv erschwert war. Unterstützung durch die Leistungsträger blieb aus: So wurden beispielsweise viele Rehaberater der Arbeitsagenturen zur Bearbeitung von Kurzarbeitergeldanträgen abgeordnet und die Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation durften nur eingeschränkt belegt werden, sodass Anträge zu Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) nur in kleinem Umfang gestellt bzw. bearbeitet werden konnten. Der entstandene Antragsstau führt bei inzwischen meist gut ausgelasteten Häusern zu Wartezeiten, da die Einhaltung der Flächenvorgabe mit je 10 m² pro Person gewährleistet werden muss.

So litten im vergangenen Jahr viele Einrichtungen an erheblichen wirtschaftlichen Einbußen. Finanzielle Unterstützung durch Bund, Länder und Leistungsträger gab es zwar, aber der Zugang war durch hohe bürokratische Hürden massiv erschwert (beispielsweise Beantragung von Maßnahmen nach Sozialdienstleister-Einsatzgesetz oder Anforderung einzelfallbezogener Beantragungen).

Die Beruflichen Trainingszentren haben sich innerhalb kürzester Zeit der Pandemielage angepasst, um den Teilnehmenden die Fortsetzung ihrer Reha-Maßnahmen zu ermöglichen: Flächendeckend wurde das Training auf Homeoffice-Betrieb umgestellt. Die digitale Infrastruktur wurde aufgerüstet – Hardware für Teilnehmende (Laptops/Tablets) beschafft und eingerichtet, zusätzliche Schulungen organisiert und neue Software eingekauft oder auch in Windeseile entwickelt oder angepasst. Beratung und Betreuung erfolgten nun online oder telefonisch.

Für diejenigen, die sich bereits einige Zeit im Training befanden, erwies sich dieser abrupte Übergang meist als leistbar. Problematisch war die Situation für neue Teilnehmende und ihre Betreuerinnen und Betreuer. Bei den ohnehin psychisch belasteten Teilnehmenden löste die Pandemie zusätzliche Verunsicherung und manche Rückfälle aus. Die Einführung von Hybrid- und Schichtmodellen mit einem Wechsel analoger Präsenz- und digitaler Homeoffice-Tage löste diese Schwierigkeiten. Groß war die Erleichterung, als Teil- und Vollpräsenz wieder möglich wurden.

Illustriert sei dies an einem Fallbeispiel:

Herr S., 41 Jahre, Diplom-Ingenieur, in Trennung lebend, konnte sich nach zwei langen depressiven Episoden mit stationären Aufenthalten soweit stabilisieren, dass eine Rückkehr an seinen Arbeitsplatz denkbar wurde.
Sechs Wochen nach Beginn erzwang die Pandemie eine Unterbrechung seiner Trainingsmaßnahme. In den täglichen telefonischen Kontakten mit seiner Psychologin berichtete er, wie er sich erneut ins Bett zurückziehe und nur mit großer Anstrengung imstande sei, das Haus für Einkäufe zu verlassen. Nach mehreren Anrufen gelang es, ihn an seinen PC zu lotsen und zur Teilnahme am Homeoffice-Programm zu motivieren, an dem er zunächst nur unregelmäßig, bald aber kontinuierlich teilnehmen konnte. Er betonte, dies habe ihn vor weiterer Verschlechterung bewahrt. Nachdem mit Aufnahme des Hybridmodells Teilpräsenz im BTZ möglich wurde, stellte er selbst erfreut fest, dass sich sein Befinden und seine Belastbarkeit verbesserten.

Fazit und Ausblick

Die Beruflichen Trainingszentren haben trotz der enormen Herausforderungen die Fortführung der Reha-Maßnahmen sichergestellt und neue Modelle und Arbeitsformen aus dem Boden gestampft, die eine sinnvolle Ergänzung der Angebote beinhalten, aber eine analoge Präsenz nicht ersetzen können.