ICF-Entwicklung und BAR-Beteiligung

2011 kann bekanntlich neben dem SGB IX auch die Internationale Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) auf ein zehnjähriges „Jubiläum“ zurückblicken. Die ICF hat mit ihrem zugrunde liegenden bio-psycho-sozialem Modell insbesondere den Bereich der Rehabilitation bzw. Leistungen zur Teilhabe vielschichtig durchdrungen. Damit hat sie den Paradigmenwechsel der Rehabilitation von der einseitigen Betrachtung des Gesundheitsdefizits hin zum Ziel der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft intensiv befördert.

Seit langem unterstützt die BAR die Weiterentwicklung und Implementation der ICF in den Arbeitsalltag der Rehabilitation. In den letzten Jahren wurden die Gemeinsamen Empfehlungen, Rahmenempfehlungen, Wegweiser, Arbeitshilfen, Bücher und anderen Broschüren/Produkte der BAR auf die Begrifflichkeiten der ICF ausgerichtet. Denn ein besonderes Ziel der ICF ist die Bereitstellung einer gemeinsamen „Sprache“ für die Beschreibung des Gesundheitszustandes und der mit Gesundheit zusammenhängenden Zustände.

Speziell zur Förderung der Implementation der ICF in den Arbeitsalltag bestimmter Zielgruppen wurden die „ICF-Praxisleitfäden“ unter Federführung des Sachverständigenrates der Ärzteschaft der BAR erstellt: Die Nr. 1 wendet sich an die Schnittstelle der niedergelassenen Ärzte, die Nr. 2 an die Mitarbeiter in Rehabilitationseinrichtungen und die Nr. 3 an die Mitarbeiter in Akutkrankenhäusern. Aktuell entsteht Nr. 4, die als Zielgruppe die Mitarbeiter im Bereich der beruflichen Rehabilitation hat.

Auch die „Vereinbarung zum internen Qualitätsmanagement nach § 20 Abs. 2a SGB IX“ verlangt „ICF-basierte“ indikationsspezifische Rehabilitationskonzepte als einen Qualitätsindikator für ein einrichtungsinternes Qualitätsmangement.

Aktuelle ICF-Entwicklungen und BAR-Beteiligung:

Die BAR ist offizielles Mitglied in der ICF-Arbeitsgruppe beim Deutschen Institut für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) und beteiligt sich insbesondere an der Entwicklung der deutschen Version der ICF. Aktuell organisiert die WHO ein Update von ICD und ICF, wobei u.a. die Begrifflichkeiten der beiden Klassifikationen angeglichen werden sollen (z. B. Krankheit und Behinderung). Die ICF erlebt dabei keine Revision im Sinne einer Modelländerung, sondern lediglich ein Update mit kleineren oder größeren Änderungen (sog. Minor- und Major-Änderungen), wie z. B. Anreicherung von Beispielen, Verbesserung des Index, Einführung neuer Kategorien, neue Zuordnungen, neue Index-Begriffe. Jeweils zum 01. Januar wird zur Implementierung alles auf der WHO-Website in Englisch veröffentlicht werden. Neuauflagen als Printmedium sollen aus Kostengründen nur alle 3 bis 5 Jahre erfolgen.

Die BAR beteiligt sich auch an der Arbeitsgruppe ICF-CY (Children and Youth Version), die sich bei der Übersetzung der ICF für Kinder und Jugendliche eingebracht hat und die Implementierung dieser ICF-Version bei der Frühförderung vorantreiben möchte.

Die BAR engagiert sich ebenfalls in der ICF-AG der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP), die einen ersten Entwurf von Personbezogenen Faktoren der ICF für den deutschen Sprachraum entwickelt hat. Ebenso fördert die BAR die Implementation der ICF durch Referate bei der Aus- und Fortbildung von Ärzten in den Sozialmedizinischen Akademien und plant aktuell für September 2011 ein eigenes ICF- Seminar im Rahmen der trägerübergreifenden Fortbildung.

Fazit:

Die ICF ist im Bereich der Rehabilitation sehr bedeutsam und daher für die Arbeit der BAR mittlerweile ein sehr wichtiges Thema geworden. Die wissenschaftliche Weiterentwicklung der ICF, die vielfältigen theoretischen und die zahlreichen praktischen Nutzungsmöglichkeiten im Reha-Alltag werden von der BAR verantwortungsvoll begleitet.