Bündnis unter einem Dach

Teilhabehaus Bonn

Das Jobcenter Bonn betreut rund 20.600 Menschen auf ihrem Weg aus der Arbeitslosigkeit.* In jährlich über 80.000 Beratungsgesprächen wird, nach individuellem Bedarf, in Arbeit, Ausbildung und Qualifizierung vermittelt. Für eine Kundengruppe, die nicht den direkten Weg zur (Wieder-)Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt gehen kann, gibt es seit 2020 ein besonders Angebot: das Teilhabehaus Bonn.

Im Teilhabehaus werden SGB-II-Leistungsempfängerinnen und SGB-II-Leistungsempfänger beraten, die aufgrund einer psychischen Beeinträchtigung und/oder Suchterkrankung Unterstützung bei Themen brauchen, die über den Rahmen der "klassischen" Arbeitsvermittlung hinausgehen. Hier wird mit viel Zeit, weit gefächerter Fachlichkeit und Empathie daran gearbeitet, die gesundheitliche und persönliche Situation dieser Menschen so zu verbessern, dass ein Zugang zu Arbeit und Qualifizierung wieder möglich ist.

Gefördert wird das Teilhabehaus Bonn durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) im Rahmen des Bundesprogramms "Innovative Wege zur Teilhabe am Arbeitsleben – rehapro".
Das Einzigartige am Teilhabehaus Bonn ist einerseits, dass speziell geschulte "Gesundheitslotsinnen" und "Gesundheitslotsen" des Jobcenters unter einem Dach mit acht Netzwerk- und drei Kooperationspartnerinnen und -partnern zusammenarbeiten, die ihr Fachwissen aus verschiedensten Bereichen einbringen. Die Erarbeitung und Erprobung einer besonderen Organisationsstruktur des vernetzten Arbeitens an einem Ort stellt andererseits die weitere Innovation im Modellprojekt dar. Eine Implementation in das Regelgeschäft nach Ablauf der fünfjährigen Projektlaufzeit steht als oberstes Ziel. Aufgabe der Gesundheitslotsinnen und -lotsen ist es, die besonderen Bedarfe der Kundinnen und Kunden zu erkennen, den Weg zu den Partnerinnen und Partnern zu ebnen und alle angestoßenen Prozesse eng zu begleiten.

Den Teilnehmenden wird so ein breites Hilfsangebot verschiedener Reha-Träger, Wohlfahrtsverbände und Leistungsanbieter aus dem sozialen Bereich sowie passende Unterstützung zuteil; ganz gleich, ob es um Suchtberatung, psychische Krisensituationen oder auch "nur" um die Strukturierung des eigenen Tagesablaufes geht – für fast jeden Bedarf gibt es im Teilhabehaus passende Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner.

Eine von ihnen ist Ida Gründahl. Sie ist seit Beginn des Projektes als Reha-Beraterin der Agentur für Arbeit Bonn fester Teil des Teilhabehaus-Teams: "Im Beratungsprozess tausche ich mich eng mit den Gesundheitslotsinnen und Gesundheitslotsen sowie den Netzwerkpartnerinnen und -partnern aus, um die Teilnehmenden Schritt für Schritt zurück in Richtung Arbeitsleben zu unterstützen. Dabei müssen gelegentlich auch Umwege oder Rückschritte in Kauf genommen werden, denn die Lebenssituationen der Menschen im Teilhabehaus sind vielseitig und herausfordernd. Bisher konnten wir immer eine gute Lösung finden, oft auch mit der Anregung, eine neue Perspektive anzunehmen."

Eine neue Perspektive wurde auch Jolina M. (Name geändert) angeboten. Aufgrund von immer wiederkehrenden Angstattacken, hatte die 30-Jährige keinen Schul- oder Berufsabschluss erworben. Die Umsetzung von regulären Maßnahmen der Arbeitsförderung waren für die Kundin psychisch belastend, sodass es zu Abbrüchen kam.

Durch Vermittlung ihrer Gesundheitslotsin konnte Jolina M. zunächst über die Arbeitserprobung des Netzwerkpartners Gemeindepsychiatrie Bonn wieder Vertrauen in ihre eigenen Stärken gewinnen. Eine langfristige berufliche Perspektive entwickelt sie derzeit im Rahmen der Teilhabe am Arbeitsleben. Aktuell besucht sie ein Integrationsseminar mit Schwerpunkt auf psychischen Erkrankungen, um in einem geschützten Rahmen an der Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation zu arbeiten. Ihre berufliche Zukunft sieht sie nun wieder positiv.

Bis Ende 2024 sollen von der Unterstützung des Teilhabehauses 3.375 Leistungsbeziehende profitiert haben.

Weitere Informationen über das Teilhabehaus finden Sie im Internet unter www.teilhabehaus-bonn.de

*Quelle: Jobcenter Bonn – interne Erhebung der durchschnittlichen Zahl der erwerbsfähigen Leistungsberechtigten im Jahr 2021.