Forschung zu Auswirkungen der SARS-CoV-2- Pandemie auf die Rehabilitation der Rentenversicherung

Die SARS-CoV-2-Pandemie ist eine globale Krise mit massiven Auswirkungen auch auf die Rehabilitation. Für die Rentenversicherung stellen sich dadurch neue Forschungsfragen zur adäquaten Anpassung von Reha-Strukturen und -Prozessen. Im Bereich Reha-Wissenschaften der Deutschen Rentenversicherung Bund wurde im Frühjahr 2020 eine Reihe von Forschungsanträgen zu den Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie eingereicht, von denen drei Projekte mit besonderer Relevanz für die Weiterentwicklung der Rehabilitation zur Förderung ausgewählt wurden. Das Projekt „Medizinische Rehabilitation in Zeiten von SARS-CoV-2. Eine Mixed-Method-Studie zu Herausforderungen und Bewältigungsstrategien aus intersektionaler Multi-Stakeholder-Perspektive (ReCo-Ver)“ von Prof. Brzoska, Universität Witten/Herdecke untersucht, wie die ambulante und stationäre medizinische Rehabilitation während und nach Pandemien und anderen Public-Health-Krisen bestmöglich aufrechterhalten werden kann. Dafür werden sowohl die Bewältigungsstrategien von Reha-Einrichtungen bzw. Mitarbeiter*innen erfasst als auch die Erwartungen, Einstellungen und Erfahrungen von Rehabilitand*innen vor, während und nach der Rehabilitation. Aus den Ergebnissen wird ein Handlungskatalog mit Leitlinien und Empfehlungen erarbeitet, der mit relevanten Stakeholdern aus Rehabilitation und Ethik diskutiert und konsentiert wird. Es werden Good-Practice-Ansätze und Empfehlungen zur Bewältigung der pandemiebedingten Herausforderungen zusammengestellt.

Die berufliche Rehabilitation ist von den Folgen der Pandemie besonders betroffen, viele Leistungen wurden zwischenzeitlich auf Distanzangebote oder Hybridformen umgestellt. In dem Forschungsvorhaben „Lernen von der SARS-COV2 Pandemie: Lektionen für die Zukunft der Leistungserbringung in der ambulanten beruflichen Rehabilitation“ von Prof. Dr. Niehaus, Universität zu Köln, werden diese Anpassungen des Angebots erfasst und hinsichtlich der Risiken und Potenziale aus der Perspektive aller aktiv am Prozess beteiligten Akteure bewertet. Daraus werden Implikationen für eine zukünftige Leistungserbringung erarbeitet. Praxispartner ist die Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) gGmbH, ein bundesweit agierender Anbieter für berufliche Rehabilitation. Neben der Befragung aller Akademiestandorte erfolgt in zwei Projektregionen eine vertiefte Analyse und Bewertung der gewählten Anpassungsstrategien. Die Forschungsergebnisse werden mit Expert*innen der beruflichen Rehabilitation reflektiert. Es ist davon auszugehen, dass die aktuell praktizierten Hybrid-Formate einen deutlichen Digitalisierungsschub für die berufliche Rehabilitation bedeuten.

Auch Menschen mit Suchterkrankungen werden von den ungünstigen Folgen der SARS-CoV-2-Pandemie besonders beeinträchtigt. Ihre rehabilitative Versorgung ist auch unter erschwerten Rahmenbedingungen von essenzieller Bedeutung. „Auswirkungen der SARS-CoV-2-Pandemie auf Zugang, Inanspruchnahme und Ausgestaltung der Sucht-Rehabilitation (CoV-AZuR)“ werden von Prof. Dr. Spyra, Charité, Universitätsmedizin Berlin, analysiert. Neben den Veränderungen der organisatorischen, strukturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sowie der Ausgestaltung von therapeutischen Maßnahmen und Nachsorgemanagement werden die Herausforderungen und Chancen aus Sicht der Behandler*innen erhoben. Auf Ebene der Rehabilitand*innen werden Veränderungen in Zugang, Inanspruchnahme und Behandlungsergebnissen (z. B. dauerhafte Abstinenz) evaluiert. Darauf basierend werden Handlungsempfehlungen für die Weiterentwicklung der ambulanten und stationären Sucht-Rehabilitation abgeleitet. Der Fachverband Sucht (FVS) sowie der Bundesverband stationäre Suchtkrankenhilfe (buss) unterstützen das Projekt.

Um die dynamischen Entwicklungen in der Krise möglichst unmittelbar und valide abzubilden, werden die Projekte ab 1. Oktober 2020 über einen Zeitraum von jeweils 24 Monaten gefördert. Die Forschungsvorhaben zeichnen sich durch den Einsatz vielfältiger qualitativer und quantitativer Erhebungsmethoden und die Einbeziehung der Perspektiven verschiedener Akteure aus. Sie ermöglichen es, Pandemie-bedingte Entwicklungen umfassend zu analysieren sowie Handlungsempfehlungen für die künftige Rehabilitation in den ausgewählten Feldern abzuleiten. Weitere Forschungsbedarfe, z. B. basierend auf den Erkenntnissen des Konsultationsprozesses „Teilhabe von Menschen mit Behinderungen unter den Bedingungen der Corona-Pandemie“ der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation, werden fortlaufend diskutiert und im Rahmen der Forschungsförderung durch die Deutsche Rentenversicherung Bund berücksichtigt.

Weitere Informationen zu den einzelnen Projekten finden sich unter: deutscherentenversicherung.de > Experten > Reha-Forschung > Forschungsprojekte > laufende Projekte

Digitales Angebot der BAR: Hospitationsbörse für Beratungsfachkräfte

Bundesweit mehr als 70 Angebote online abrufbar

Fachaustausch und Netzwerken für Beratungsfachkräfte der Reha-Träger und der EUTB®
 
Seit Anfang Februar 2020 steht mit einem digitalen schwarzen Brett unter www.bar-hospitation.de ein Angebot für Beratungsfachkräfte der Reha-Träger und EUTB® online. Bundesweit gibt es bereits 73 Hospitations- angebote, davon 40 bei Rehabilitations- und Leistungsträgern und 33 bei der EUTB®. Vor allem in Baden-Württemberg und Bayern gibt es viele Hospitationsplätze, aber auch in den meisten anderen Bundesländern ist es möglich, die Beratungsarbeit bei Reha-Trägern oder einer EUTB® vor Ort besser kennenzulernen. Mit der Hospitationsbörse möchte die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e. V. (BAR) einen Beitrag leisten, um Rehabilitationsträger und EUTB® miteinander ins Gespräch zu bringen, sich gegenseitig kennenzulernen und zu vernetzen. Bisher gibt es überwiegend positives Feedback: „Vielen Dank für die Angebote einer Hospitation. So habe ich einen Bereich kennengelernt, über den ich noch nicht viel wusste“, so ein EUTB®-Mitarbeiter, der das Angebot der Hospitationsbörse nutzte. Angesichts der aktuellen Situation hinsichtlich des Corona-Virus weist die BAR darauf hin, dass die Angebote zum großen Teil bis Ende des Jahres gelten. So sind auch vorausschauende und langfristige Planungen für eine Hospitation möglich.