Editorial Reha-Info 6/2016

Seit das Spiel „Pokémon Go“ im Sommer veröffentlicht wurde und daraufhin seinen Siegeszug um die Welt antrat, haben die Spieler insgesamt rund 4,6 Milliarden Kilometer zurückgelegt, um Pokémon zu sammeln und Eier auszubrüten. Die Raumsonde „Voyager 2“ der NASA hat rund zwölf Jahre gebraucht, um diese Entfernung zurückzulegen. Binnen weniger Wochen war die App bereits von mehr als 100 Millionen Menschen heruntergeladen worden. Damit ist sie die mit Abstand erfolgreichste App im Bereich Gesundheitsförderung.

Eltern freuen sich, dass ihre Kinder wieder freiwillig gemeinsamen Spaziergängen zustimmen. Kardiologen loben die zur Bewegung animierende Wirkung des Spiels. Und Psychologen sind sogar der Meinung, die App könne Menschen helfen, leichte Depressionen und Phobien zu überwinden. Aber Pokémon Go ist nur ein Spiel, das sich bestenfalls als Nebeneffekt auf die Gesundheit auswirken kann. Tatsächlich gibt es inzwischen einen nahezu unüberschaubaren Markt von „Gesundheits-Apps“, die sich aber meist auf das Messen von gerannten Kilometern oder das Zählen von verputzten und verbrauchten Kalorien beschränken.

Produkte mit diagnostischem oder therapeutischem Anspruch hingegen finden sich immer noch eher selten. Nirgends scheint sich die Digitalisierung so langsam zu etablieren wie im Gesundheitssektor. Dabei birgt der Einsatz digitaler Hilfsmittel enorme Chancen, etwa in der „Versorgungslücke“ zwischen Prävention und Rehabilitation. Noch fehlen ausreichende Belege für den Nutzen medizinischer Apps. Doch die zunehmende Finanzierung digitaler Hilfsmittel durch die Leistungsträger macht deren künftige Bedeutung deutlich. Denn die Hoffnungen auf eine Versorgungsverbesserung durch kosteneffiziente Maßnahmen auch in der Rehabilitation sollen sich durch den Einsatz digitaler Hilfsmittel erfüllen – das wünschen sich die Leistungsträger, aber auch die Menschen mit Behinderung, die ihre Hoffnungen in neue Technologien setzen.

Ich grüße Sie herzlich und wünsche Ihnen ein gesundes neues Jahr.

Ihre Helga Seel
Geschäftsführerin der BAR