Inklusion beginnt mit Kommunikation
Gebärdensprache im Arbeitsleben
Wo Menschen miteinander arbeiten, müssen sie kommunizieren können. Im Folgenden sollen spezifische Aspekte betrachtet werden, die sich in der Praxis bei der Teilhabe am Arbeitsleben von gehörlosen Menschen zeigen.

Die Arbeitswelt ist eine hörende Welt. Unternehmen, die gehörlose Menschen beschäftigen, müssen – gemeinsam mit den Beschäftigten – hierfür passende Lösungen finden. Für gehörlose Menschen ist die Kommunikation über Schriftsprache oft mit Hürden versehen. Die sehr unterschiedliche Grammatik und der andere Satzaufbau der deutschen Schriftsprache im Vergleich zur Deutschen Gebärdensprache (DGS) machen es immer wieder schwierig, klar über die Schriftsprache zu kommunizieren. Übrigens auf beiden Seiten: Hörende und gehörlose Kolleginnen und Kollegen schreiben so immer wieder aneinander vorbei. Das hat zur Folge, dass gehörlose Menschen oftmals vom Informationsfluss abgeschnitten sind.
Gezieltes Schriftsprachtraining schafft Abhilfe

Ein Ansatz ist ein gezieltes Schriftsprachtraining für gehörlose Menschen, das die Unterschiede beider Sprachen bewusst macht und so eine klare Verständigung in der Schriftsprache ermöglicht. Für solche Fortbildungskurse gibt es spezielle Lernkonzepte, die sich in der Praxis bewährt haben. Dies funktioniert zum Beispiel über einen gegenüberstellenden Sprachunterricht – ganz ähnlich wie beim Lernen einer Fremdsprache auch. Wer soll was mit wem machen? In der deutschen Schriftsprache ist das anhand des Satzbaus klar erkenntlich – wenn man es kann. Wenn meine Muttersprache eine andere ist – z. B. DGS – ist es für mich ein zusätzlicher Lernprozess.
Wichtiger Baustein: Fachbegriffe in Gebärdensprache
Darüber hinaus gibt es auch das Thema der jeweiligen Fachbegriffe im beruflichen Alltag. Die Deutsche Gebärdensprache muss hierfür über ein gut aufbereitetes Vokabular verfügen.
An diesem Punkt setzt beispielsweise das Projekt „Digitale Unterstützung für gehörlose Menschen“ an. Das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales aus dem Ausgleichsfonds geförderte Projekt entwickelt digitale Fachgebärdenlexika in inklusiver Form weiter. Fachgebärden aus vielen Berufsfeldern stehen digital zur Verfügung Ein wichtiges Element ist eine Suchmöglichkeit nach noch nicht bekannten Fachgebärden. Dieses macht das Lexikon zu einer echten Ergänzung für die Wortschatzerweiterung. Gezielte Schulungskurse trainieren die Nutzung dieses Fachgebärdenlexikons. Das Projekt befindet sich zurzeit in der Abschlussphase. Die Fortbildungsakademie der Wirtschaft war Projektpartner. Die Gesamtleitung liegt beim Fachdienst maltIharms aus Bremen.
Inklusive Kommunikationstrainings – von Gehörlosen für Gehörlose
Kommunikationstrainings für gehörlose Menschen – das geht nur inklusiv. In unserem Kompetenzzentrum „Leichtes Lernen“ werden Angebote von gehörlosen Menschen für gehörlose Menschen konzipiert und durchgeführt. Schwerpunkt ist dabei die Stärkung der kommunikativen Kompetenzen in Bezug auf die Arbeit. Vor allem geht es um Themen, die sich grundsätzlich um den Einstieg in den Beruf drehen, spezifische Bewerbungstrainings,
„Meine ersten Wochen im Job“ und weitere. Rückmeldungen zeigen, dass insbesondere die Perspektive, von gehörlosen Trainerinnen und Trainern geschult zu werden, als besonders hilfreich erlebt wird.
Aber auch die Hörenden sind gefordert, sich in der Kommunikation mit gehörlosen Menschen aktiv an Lösungen zu beteiligen.
Werden die Informationen in Unternehmen entsprechend für alle nutzbar gemacht? Und warum nicht einmal als Team einen DGS-Kurs belegen? Die Herausforderungen sind vielfältig – die Lösungsansätze aber auch. Es kommt darauf an, diese Lösungen weiterzuentwickeln und allen „verständlich“ zu machen.

| Weitere Informationen: www.digitale-unterstuetzunggehoerloser-menschen.de www.sign4all.de |
