Fachtagung „Schnittstelle Rehabilitation und Arbeitswelt“

Eine Rehabilitation mit einer passgenauen und erfolgreichen Integration in das Erwerbsleben kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten mit einbezogen werden und kooperieren. Welche Akteure haben dabei wann was genau zu tun? Wie greifen welche Schritte idealerweise ineinander, um die Schnitt- zu einer Nahtstelle auszugestalten? Um diese Fragen gemeinsam zu klären und zu diskutieren begrüßte Prof. Dr. Stephan Dettmers, 1. Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen (DVSG), am 21.09.2016 die mit über 100 Personen sehr gut besuchte Fachtagung „Schnittstelle Rehabilitation und Arbeitswelt“ die Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Jürgen Ritter von der Deutschen Rentenversicherung Bund erörterte Verbesserungen beim zeitlichen Zugang zur medizinischen Rehabilitation. Das Ziel müsse sowohl sein dem Versicherten zum „richtigen Zeitpunkt“ Leistungen zur Teilhabe anbieten zu können als auch diese Maßnahmen individueller zu gestalten. Zwei Strategien wurden beleuchtet. Zum einem der proaktive Zugang auf Versicherte mit einem erhöhten Risiko für eine Erwerbsminderungsrente und zum anderen die Ausdifferenzierung von Angeboten. Ein Credo für die individualisierte und möglichst frühzeitige Betrachtungsweise der Personen im betrieblichen Kontext lieferte Christof Lawall,  Geschäftsführer von der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Rehabilitation (DEGEMED). Nicht zuletzt seien auch die gestiegenen Krankengeldausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung ein weiterer Grund frühzeitiger zu handeln, damit sich Krankheiten eben nicht chronifizierten und die Angst vor einem beruflichen Wiedereinstieg wieder sinke.

Wie es während der medizinischen Rehabilitation weitergehen könne, wurde von Prof. Dr. Katja Nebe, tätig an der Martin-Luther-Universität, erläutert. In ihrem Beitrag skizzierte sie die aktuelle Rechtsprechung mit bisherigen Defiziten und Chancen in der praktischen Ausführung. Sie forderte dazu auf, den rechtlichen Rahmen auszuschöpfen und bereits in der medizinischen Rehabilitation mit der Rehabilitandin oder dem Rehabilitanden gemeinsam den direkten Kontakt zum jeweiligen Arbeitgeber zu suchen. Diese Möglichkeit biete sich beispielsweise durch eine Arbeitsplatzvisitation und ein Betriebliches Eingliederungsmanagement an.

Die rechtlichen Grundlagen und einzelnen Verfahrensschritte der Stufenweisen Wiedereingliederung wurden von Marcus Schian dargelegt, Projektleiter der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR). Für eine nachhaltige Wirkung der Stufenweisen Wiedereingliederung zur schrittweisen Heranführung an die volle Arbeitsbelastung sei das Augenmerk auch auf die individuelle Ausgestaltung des Wiedereingliederungsplans und eine angemessene Begleitung während der Umsetzung zu legen. Wie die Umsetzung und die Effekte der Stufenweisen Wiedereingliederung noch weiter ausgebaut werden können, wurde in dem Beitrag von Eleonore Anton, Vorstandsmitglieder der DVSG, deutlich. Durch eine Fallbegleitung während der Stufenweisen Wiedereingliederung erhalten alle am Wiedereingliederungsprozess Beteiligten und insbesondere der Rehabilitand einen direkten Ansprechpartner. Aufkommende Probleme seien dadurch direkt zu identifizieren und zu beheben.

Der Geschäftsführer vom Bundesverband Betriebliche Sozialarbeit e. V., Michael Bremmer, legte die Aufgaben betrieblicher Sozialarbeit dar und verwies auf die Möglichkeit bereits während der medizinischen Rehabilitation den Kontakt hierzu aufzunehmen. Tanja Meyer-Hermann vom Landeswohlfahrtsverband in Hessen erläuterte verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten des Integrationsamtes, das bei einem Betrieblichen Eingliederungsmanagement ebenfalls mit ins Boot geholt werden könne.

Der gesamte Rehabilitationsprozess, von der Antragstellung bis zur Wiedereingliederung im Betrieb, wurde während der Fachtagung unter die Lupe genommen. Zahlreiche Anregungen für den Transfer in den eigenen beruflichen Alltag sind entstanden auf dieser Kooperationsveranstaltung der DVSG, BAR, Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR) und DEGEMED.

Interdisziplinarität, Kooperation und Vernetzung will geübt und gelebt werden – diese Fachtagung bot dazu die Gelegenheit. Die Expertinnen und Experten aus dem Sozial- und Gesundheitswesen haben diese Kooperationsplattform engagiert genutzt und gestaltet.


Text von:
Elke Cosanne (BAR)
Christina Keßler (DVSG Fachbereich Teilhabe und Rehabilitation; Klinik Eichholz, Sozialdienst)

Träger- und Akteursübergreifende Perspektive ermöglichen und forcieren:

Das ist am 20. April 2016 in der BAR-Geschäftsstelle allen Beteiligten bei der Veranstaltung zur ‚Stufenweise Wiedereingliederung‘ gelungen. Insgesamt 28 Fachexpertinnen und –experten aus der Rehawelt nutzten die Gelegenheit zum Aufschlauen, Perspektivwechsel, fachlichen Diskurs und Dialog rund um das Thema ‚Stufenweise Wiedereingliederung‘. Das Format eines vierstündigen Kurzseminars trug dazu bei, dass die Konzentration auf das Wesentliche und Interessante von allen beherzigt wurde.

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