Regionale Netzwerkveranstaltung für Reha-Träger

in NRW / Region Westfalen – Münster, 6. Juni 2023

Welches Potenzial hat Netzwerkarbeit für Reha-Fachkräfte und für Menschen mit Behinderungen? Dieser und weiteren spannenden Fragen widmeten sich mehr als 60 Fachkräfte von Rehabilitationsträgern in Westfalen im Rahmen der „Regionalen Netzwerkveranstaltung“ am 6. Juni in Münster. Die Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation e.V. (BAR) hatte gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Westfalen eingeladen.

Das Dialog-Format "Regionale Netzwerkveranstaltung" der BAR ist eine Initiative, um die Zusammenarbeit der Reha-Träger in den Regionen zu stärken. Denn Netzwerken ist kein Selbstzweck: In einem Reha-System, in dem über 1200 Reha-Träger aus acht Trägerbereichen und eine Vielzahl von Leistungen zusätzlich sortiert nach fünf Leistungsgruppen erbringen, können die Träger dem Leitgedanken der "Leistungserbringung wie aus einer Hand" nur dann entsprechen, wenn sie auf ein funktionierendes Netzwerk zurückgreifen können. Nicht zuletzt ist die Zusammenarbeit der Reha-Träger im SGB IX verbindlich geregelt.

 

Konzept der Regionalisierung

Wenig Theorie, viel Kommunikation

Bernd Giraud, Fachbereichsleiter Programme und Produkte bei der BAR, begrüßte die Teilnehmenden und betonte den Beweggrund zur Veranstaltung – die Stärkung der Zusammenarbeit in den Regionen über trägereigene Gewohnheiten hinweg. Er hob das bewusst offene Konzept der Veranstaltung hervor: "Ein Rahmen, der vor allem Platz für das Kennenlernen und den Austausch bietet." Alexander Flüthmann, stellv. Abteilungsleiter Rehabilitation bei der DRV Westfalen, begrüßte als Gastgeber in den Räumlichkeiten der DRV und unterstützte die Initiative der BAR zu einer vernetzenden Veranstaltung: "Der Austausch von Reha-Fachkräften aus unterschiedlichen Trägerbereichen ist wichtig, um Rehabilitation erfolgreich zu gestalten."

"Das Netzwerk ist womöglich die einzige Sache, die durch Teilen größer wird", stellen Dr. Tim Jödicke und Mieke Pinke, EUTB-Berater:innen in Münster, in ihrem Auftaktimpuls heraus – sicherlich eine Motivation für die vielen Reha-Praktiker:innen, die an diesem Morgen bereits früh die Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen suchten.

Podiumsgespräch

Perspektive(n) von trägerübergreifender Zusammenarbeit

Nachfolgend lud Moderator Eric Meyer zu einer Podiumsrunde. Er begrüßte Hartmut Baar, Referatsleiter Soziale Teilhabe beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), Bernd Giraud (BAR e.V.), Christian Ahlers, Bereichsleiter Rehabilitation bei der DRV Westfalen und Christian Daniel, EUTB-Berater beim Paritätischen NRW. Mit Blick auf ihre Organisationen hoben Baar und Ahlers im Gespräch aktuelle Schwerpunkte in der strategischen Arbeit hervor, die die Umsetzung der Regelungen des BTHG voranbringen und Zusammenarbeit der Region stärken sollen: Das Case-Management als person- und bedarfszentrierte Betreuung der Klienten (DRV Westfalen) sowie die Strategie der "Inklusiven Gestaltung des Sozialraums" seitens des LWL.

Bernd Giraud verwies in Zusammenhang mit den Herausforderungen der gesetzlichen Vorgaben für alle Praktiker:innen unter anderem auf die Praxistools, die die BAR als Hilfestellung für die Arbeit vor Ort entwickelt hat. Große Aufmerksamkeit im Publikum genoss seine Ankündigung des Gemeinsamen (digitalen) Grundantrags für Reha- und Teilhabeleistungen, dem zum 1. Mai 2023 gestarteten Projekt. Es wird von den Mitgliedern auf Ebene der BAR in einem kooperativen Prozess durchgeführt und seitens des BMAS gefördert.

Christian Daniel beschrieb anschaulich die Schnittstellen-Position der Berater:innen im Bereich der unabhängigen Teilhabeberatung und warb bei den Trägern für eine intensive gegenseitige Kontaktpflege, da dies vor allem Antragstellenden nütze.

Intensiver Austausch in den Regio-Foren

Wo braucht es mehr Zusammenarbeit und wie kann diese gelingen?

Das Hauptaugenmerk des Tages lag auf dem intensiven Austausch der Teilnehmerinnen und Teilnehmer untereinander. In drei Regio-Foren stand unter dem Motto "Anlässe & Themen" zunächst das gegenseitige Kennenlernen und ein Brainstorming zur Berufspraxis im Fokus. Gemeinsam sammelte man Anlässe, bei denen Kontakte zu anderen Trägern helfen, Prozesse zu verbessern. Alsbald wurden Ideen notiert, die den Berufsalltag leichter machen können: Hier nannten die Teilnehmenden u.a. den Wunsch nach regelmäßigen Netzwerktreffen, die Notwendigkeit von konkret verfügbaren Ansprechpersonen bei allen Trägern sowie niedrigschwellige Portfolios, die die Praxis anderer Träger transparenter machen.

In den Arbeitsphasen überlegte man gemeinsam, an welchen Schnittstellen im Berufsalltag es eine intensivere Kooperation braucht – und welche konkreten Schritte man hier initiieren könnte. Um in der Praxis zügige Abstimmungen unter Einhaltung der engen Fristen sicherzustellen, dachten die Praktiker:innen zum Beispiel bilaterale Gesprächsformate und Hospitationen an. Zur besseren Vernetzung der Reha-Träger untereinander hat die BAR ihr Verzeichnis der Ansprechstellen für Reha und Teilhabe um einen internen Bereich erweitert. Christoph Gerullis-Schmidle präsentierte im Plenum die Funktionen und Möglichkeiten.

Begehrt: Visitenkarten und bleibende Kontakte

Im Anschluss stellten die drei Regio-Foren ihre Ideen für eine nachhaltige Netzwerk- und Zusammenarbeit im Plenum vor. Eine Arbeitsgruppe traf hier bereits Folge-Verabredungen für die Gestaltung der Netzwerkarbeit in der Region. Wichtig war den Praktiker:innen an diesem Tag aber vor allem das Kennenlernen und das persönliche Gespräch. Natürlich wurden auch viele Visitenkarten getauscht.

Am Ende des Tages stand die symbolische Staffelstab-Übergabe seitens der BAR als Initiator der Veranstaltung: Das Team der BAR übertrug mit den Staffelstäben die Initiative zur weiteren praktischen Zusammenarbeit in den Regionen an die jeweiligen "Staffelläufer:innen". Diese hatten sich bereit erklärt, weitere Schritte für eine nachhaltige Vernetzung anzustoßen.

 

Fotos: Diana Arnold, BAR e.V.