Editorial Reha-Info 02/2019

Pflege ist überall. In Deutschland sind mehr als 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Aktuelle Berechnungen gehen davon aus, dass diese Zahl im Jahr 2050 auf über 4,4 Millionen steigen wird. Derzeit werden zwei Drittel der Menschen zuhause gepflegt. Der größte Pflegedienst in Deutschland sind enge Familienangehörige wie Ehepartner und Kinder.
Pflege ist privat. Über den Umfang, die Art der Pflege zu Hause liegen dagegen nur wenige belastbare Daten vor. Im Jahre 2005 hat die Techniker Krankenkasse versucht die Situation der pflegenden Angehörigen zu erfassen. Demnach fühlt sich jede zweite Pflegeperson körperlich erschöpft. Jede dritte Pflegeperson gibt an, dass die Pflege ihre eigene Gesundheit belaste. Allerdings liegen auch positive Meldungen vor. Den Kontakt zum Pflegebedürftigen wertschätzen die meisten Pflegepersonen sehr (95 %). Mehr als 75 % der Befragten gaben zudem an, ausreichend Anerkennung für ihre Hilfe zu erfahren.
Pflege ist kräftezehrend. Was bedeutet Pflege im Einzelnen leider auch? Zeitliche und finanzielle Einschränkungen, Erschöpfung und täglich Schlafstörungen, Rückenprobleme. Aus Belastungen lassen sich Bedarfe ableiten und hier kommt die Rehabilitation ins Spiel. Für den Pflegebedürftigen, aber auch für den pflegenden Angehörigen. Viele Beispiele weisen die positive Wirkung von Reha für beide Seiten nach. Wichtig für die Nutzung der Angebote sind: klare Informationen, gute Beratung, kurze Antragswege, schnelle Kostenzusagen und nahtlose Prozesse. Mit der Teilhabeplanung hat der Gesetzgeber nun ein Modell geschaffen, in dem die Belange von pflegenden Angehörigen stärker einbezogen werden. Auch die Pflegekassen können bei einer Teilhabeplankonferenz hinzugezogen werden.
Pflege ist besonders. Die Ansprüche und Bedarfe pflegender Angehöriger an eine Reha sind besonders. Es braucht spezielle Informations- und Schulungsinhalte, Gruppenangebote sowie praxistaugliche Entspannungs-, Selbstfürsorge und Coping-Strategien. Eine Studie des BMG zeigte bereits 2014 auf, dass zu wenige Angebote auf die spezielle Zielgruppe „pflegende Angehörige“ zugeschnitten sind.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre

Ihre Helga Seel