Bewegung ist medikamentöser Therapie überlegen

Sport bei chronischer Herzinsuffizienz

Körperliche Aktivität ist unbestritten eine der wichtigsten Säulen der Prävention. Bei Patientinnen und Patienten mit koronarer Herzkrankheit kann regelmäßiges Ausdauertraining mögliche Todesfolgen effektiver verhindern als operative Eingriffe. Wie aber sieht es bei Patientinnen und Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz, also einer Herzschwäche, aus? Kann Bewegung möglicherweise schaden oder ist Sport uneingeschränkt möglich?

Epidemiologische Daten zeigen, dass Chronische Herzinsuffizienz eine der häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität in der westlichen Welt ist. Die 5-Jahres-Sterblichkeit liegt seit Jahren bei 50 Prozent. Etwa drei Prozent der Erwachsenen haben eine Herzinsuffizienz, wobei die Krankheitshäufigkeit ab dem 70. Lebensjahr auf über zehn Prozent ansteigt. Chronische Herzinsuffizienz ist in Deutschland die häufigste kardiologische Diagnose für eine Krankenhausaufnahme. In der aktuellen Herzinsuffizienz- Leitlinie findet sich neben Medikamenten und apparativen Behandlungsmöglichkeiten Bewegung als wichtige Therapiesäule.

Chronische Herzinsuffizienz kann sich in Form von Luftnot äußern, die bei Belastung, im stark fortgeschrittenen Stadium auch in Ruhe (Ruhedyspnoe) auftritt. Hierbei ist körperliche Aktivität nicht ratsam. Atemübungen zur Stärkung der Atemmuskulatur sind jedoch erlaubt. So senken Atemtechniken, die dem Yoga entnommen sind, die Herzbelastung.

Nahezu alle Patientinnen und Patienten klagen über muskuläre Ermüdung bei geringer oder moderater Anstrengung. Die verminderte körperliche Belastbarkeit führt dazu, dass Bewegung zunehmend gemieden wird. So sind viele Menschen mit Chronischer Herzinsuffizienz nicht mehr in der Lage zwei Etagen Treppensteigen zu bewältigen. Die gute Nachricht ist: Die Abnahme der körperlichen Belastbarkeit kann durch Muskelaufbau gestoppt werden. Regelmäßiges körperliches Training reduziert also das Herzinsuffizienz-Risiko.

Moderates Training

In verschiedenen Leitlinien wird Ausdauertraining in Form eines moderaten,aeroben Trainings empfohlen. Das führt zu einer messbaren Steigerung der körperlichen Belastbarkeit. Darüber hinaus kann Intervalltraining den Nutzen von moderatem Ausdauertraining bei Herzschwäche ergänzen oder alternativ eingesetzt werden. Aktuell wird diskutiert, welche Trainingsintensitäten und -umfänge sinnvoll sind, um deutlichere Verbesserungen der maximalen Sauerstoffaufnahme zu erreichen.
Ausdauertraining sollte auch bei chronischer Herzinsuffizienz idealerweise durch Krafttraining ergänzt werden.

Praktische Aspekte

In kardiologischen Rehabilitationskliniken und in speziellen Herzinsuffizienzgruppen im Rehasport wird Training bei chronischer Herzinsuffizienz angeboten. Es findet als kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining unter ärztlicher Überwachung statt. Vor Beginn des Trainings muss die medikamentöse Therapie überprüft, der Schweregrad der Herzkrankheit und die Herzleistung geklärt sein. Die Festlegung der Trainingsintensität sollte möglichst herzfrequenzbasiert erfolgen. Regelmäßige Anpassungen der Trainingsintensität sind sinnvoll. Die Abfrage von Symptomen der Herzschwäche macht zu Beginn des Trainings und in regelmäßigen Abständen Sinn, um den Therapiefortschritt zu dokumentieren.

Fazit

Körperliches Training ist ein fester Bestandteil der Therapie bei chronischer Herzinsuffizienz in allen Ausprägungsformen. Belastung, Symptomatik und Lebensqualität können durch körperliches Training signifikant verbessert werden. Die Wirksamkeit ist sowohl von der Dosis als auch der Einhaltung der Therapieziele abhängig. Im Gegensatz dazu hält der medikamentöse Therapieeffekt nur so lange an, wie die Tabletten wirken. Beim Ab- oder Aussetzen droht eine Dekompensation. Bewegung ist medikamentöser Therapie auch dahingehend überlegen, dass sie bei allen Formen der chronischen Herzinsuffizienz eingesetzt werden kann. Ob Training auch die Prognose hinsichtlich der Sterblichkeitsrate zusätzlich zur pharmakologischen Therapie positiv beeinflussen kann, ist trotz erster Hinweise noch nicht belegt.

Der DBS bietet ein Suchportal an, das Interessenten den Kontakt zu einem Leistungsanbieter erleichtert:
https://reha-sportsuche.de