Das Kennzeichen „Reisen für Alle“

Geprüft. Verlässlich. Detailliert.

In Deutschland leben etwa 9,5 Mio. Menschen mit Behinderungen. Sie reisen deutlich weniger als der Durchschnitt der Bevölkerung. Dies ist u. a. auf das Fehlen barrierefreier Angebote sowie detaillierter und verlässlicher Informationen über deren Nutz- und Erlebbarkeit zurückzuführen. Es gibt zwar eine Reihe von Zertifi zierungen zur Barrierefreiheit, doch deren Kriterien und Herangehensweise ist sehr unterschiedlich und im Einzelfall schwer nachvollziehbar. Besucher können oft nur erahnen, was sich hinter Bezeichnungen wie „rollstuhlgerecht“ oder „barrierearm“ verbirgt. Zudem sind viele Informationen über die Eignung der Angebote unzuverlässig, weil sie nicht von Dritten überprüft wurden, sondern ausschließlich auf Selbstauskünften der Betreiber beruhen.

Das neue Kennzeichnungssystem
„Reisen für Alle“
Vor diesem Hintergrund startete im Jahre 2011 das vom Deutschen Seminar für Tourismus (DSFT) Berlin e. V. und vom Verein Tourismus für Alle Deutschland e. V. (NatKo) initiierte Projekt „Reisen für Alle“. Ziel war ein übergreifendes Kennzeichnungssystem, das mit verschiedenen Betroff enen- und touristischen Verbänden gemeinsam entwickelt und schließlich eingeführt wurde. Zudem konnte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie als Projektförderer gewonnen werden.
„Reisen für Alle“ ist ein Informations- und Bewertungssystem, das Gästen ermöglicht, die Eignung des Angebotes auf Basis ihrer persönlichen Bedürfnisse selbstständig zu beurteilen. Es ist für alle touristischen Angebote geeignet, wie Touristeninformationen, Beförderungsmittel, kulturelle Einrichtungen, Übernachtungsbetriebe, Rad- und Wanderwege oder auch ganze Orte und Regionen. (Potentielle) Gäste können so die Nutz- und Erlebbarkeit touristischer Angebote anhand verlässlicher Detailinformationen im Vorfeld ihrer Reise, z. B. im Internet, prüfen und gezielt individuell passende Angebote buchen. Alle vor Ort erhobenen Daten werden anschließend durch eine Prüfstelle nach klaren und eindeutigen Qualitätskriterien bewertet. Diese sind auf der Projekt-Webseite www.reisen-fuer-alle.de veröffentlicht und somit für alle zugänglich.

„Barrierefreiheit geprüft“
Die Kennzeichnung „Barrierefreiheit geprüft“ beinhaltet, dass die Qualitätskriterien für bestimmte Personengruppen teilweise oder vollständig erfüllt sind. Das Logo „Barrierefreiheit geprüft“ wird um die entsprechenden Piktogramme vervollständigt. Die Prüfstelle stellt letztlich anhand der erhobenen Daten fest, inwieweit die Kriterien bei einem Angebot oder einer Attraktion für die verschiedenen Gäste eingehalten worden sind. Auch Einrichtungen, die keine dieser Stufen erreichen, können für Reisende mit Behinderungen grundsätzlich geeignet sein. Sofern detaillierte und geprüfte Informationen zur Barrierefreiheit für alle Personengruppen vorliegen, können sie das zusätzliche Kennzeichen „Information zur Barrierefreiheit“ erhalten. Die durchgeführte Zertifizierung ist zunächst 3 Jahre gültig, um die Aktualität der Daten zu gewährleisten. Sie kann jederzeit wiederholt werden.

Aktueller Stand des Projekts
Bisher setzen 11 Bundesländer und die Embrace-Hotelkooperation das System ein. Insgesamt wurden fast 2 000 Angebote auf Basis des Kriterienkataloges geprüft. Die zertifizierten Betriebe und die Daten zur Barrierefreiheit werden aktuell auf den Webseiten der Marketing-Organisationen der Länder und touristischen Regionen, auf der Projekt-Webseite www.reisen-fuer-alle.de sowie in Apps, wie accessBerlin (Barrierefrei-App für Berlin) dargestellt. Zukünftig werden sie auch im Routenplaner ADAC Maps und in Englisch auf der Seite der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) zu finden sein.