Editorial Reha-Info 5/2016

Im Jahr 2013 gab es in Deutschland rund 1200 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen mit etwa 167 000 Betten und rund 119 000 Beschäftigten. Knapp drei Viertel aller Rehabilitationsmaßnahmen fanden stationär und gut ein Viertel ambulant oder teilstationär beziehungsweise in Tageskliniken statt. Besonders die Fallzahlen bei der Rehabilitation chronischer Erkrankungen und die Versorgung am Lebensende steigen Jahr für Jahr an. Dabei sind die ambulanten Behandlungen auf dem Vormarsch. Während die Zahl der Einrichtungen mit stationärer Betreuung von 2010 bis 2014 um 6,9 % gestiegen ist, weist die Anzahl der ambulanten Betreuungsmaßnahmen mit 23,2 % eine deutlich stärkere Entwicklung auf. Diese Tendenz zeigt, dass der Paradigmenwechsel Früchte trägt.

Reha wandelt sich. Im Rahmen des Umsetzungsprozesses der UN-BRK ist der Begriff „Inklusion“ fast schon zu einer Art Chiffre für diese Veränderungen geworden. Der Kern des Paradigmenwechsels im System Reha und Teilhabe ist der Übergang von der institutionszentrierten zur personenzentrierten Hilfe. Schließlich folgen auch die im anstehenden Bundesteilhabegesetz verankerten Forderungen auf Selbstbestimmung und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben für Menschen mit Behinderung dem Grundsatz „ambulant vor stationär“.

Das Ziel personenzentriert-passgenauer Leistungserbringung forciert die ambulante Gestaltung von Unterstützungsleistungen. Sozialraumorientierung ist ein Begriff für etwas, das sich noch konkreter an den Lebenswelten der Menschen orientieren muss. Berührt aber im Kern das, was mit „Ambulantisierung“ umschrieben wird.

Welche Auswirkungen hat nun dieser Wandel der Unterstützungsleistungen? Welche Chancen ergeben sich und welche Anforderungen stehen dem gegenüber? Personenzentrierte Reha und Teilhabe ist anspruchsvoll – besonders auch in ambulanter Form. Passgenauigkeit und Flexibilität erfordern Verfügbarkeit und Verantwortung. Kurz: Veränderte Strukturen und Erwartungen erfordern neue Orientierung. Besonders bei der Maßgabe „ambulant vor stationär“.

Ich grüße Sie herzlich
Ihre Helga Seel
Geschäftsführerin der BAR