20 Jahre Neurologisches Phasenmodell für Menschen mit einem erworbenem Hirnschaden

Michael Schumacher, Monica Lierhaus, Gabi Köster: Das sind Namen, die wir alle kennen. Ihre Schicksale und ihre Kämpfe zurück ins Leben machten und machen Schlagzeilen. Sie sind drei von rund 800 000 Menschen, die heute in Deutschland mit den Folgen einer erworbenen Hirnschädigung leben.

Schädelhirnverletzungen, Schlaganfälle, entzündliche Hirnerkrankungen und Hirntumore sind dafür verantwortlich, dass für diese Menschen oftmals nichts mehr so ist, wie es vorher war. Und je nach Schwere und betroffener Hirnregion gestaltet sich die Situation anders. Sprachverlust, Mobilitätseinschränkungen, Konzentrationsschwierigkeiten, Wesensveränderungen können die Folgen einer Schädelhirnverletzung sein. Das macht die Notwendigkeit deutlich, in jedem Einzelfall von der medizinischen Seite her schnell einzugreifen und nach der medizinischen Versorgung – oder sogar schon parallel – mit den Möglichkeiten der Rehabilitation die eingetretenen Einschränkungen so gut es geht zu beheben und die Menschen wieder so nah wie möglich an ihr bisheriges Leben heranzuführen.
Menschen mit erworbener Hirnschädigung brauchen eine besondere Art der Versorgung und der Rehabilitation, die den Besonderheiten jedes Einzelfalls gerecht wird.
Die neurologische Rehabilitation leistet einen entscheidenden Beitrag, indem sie diese Menschen dabei unterstützt, ein größtmögliches Maß an Teilhabe, Selbstbestimmung und Lebensqualität zu erlangen oder wieder zu erlangen. Den Rahmen für die Behandlungs- und Rehabilitationsleistungen bildet das Neurologische Phasenmodell, dessen 20-jähriges „Jubiläum“ die BAR jetzt in einem Fachsymposium gemeinsam mit Experten, Wegbegleitern, betroffenen Menschen und Angehörigen gefeiert hat.
Das Phasenmodell der neurologischen Rehabilitation stellt eine Einteilung der Behandlung und Rehabilitation in sechs Phasen A bis F dar: Die intensiv- und akutmedizinisch geprägten Behandlungsphasen, einschließlich der sog. Frührehabilitation (Phasen A und B), die Phasen der medizinischen Rehabilitation (Phasen C und D), die Phase nachgehender Leistungen, einschließlich Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (Phase E als „Brücke zur Inklusion“) sowie die Phase, in der unterstützende, betreuende und/oder zustandserhaltende Maßnahmen durchgeführt werden (Phase F). Ein chronologischer Ablauf wird durch das neurologische Phasenmodell nicht vorgegeben, wesentlich ist vielmehr eine regelmäßige (Neu-)Ausrichtung der Leistungen auf den individuellen Bedarf des betroffenen Menschen.
Mit einem Rückblick auf 20 Jahre Neurologisches Phasenmodell und die darauf basierenden Empfehlungen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR) bot das Symposium eine aktuelle Standortbestimmung. Insbesondere aber wurden die Weiterentwicklungsmöglichkeiten der neurologischen Rehabilitation diskutiert, nicht zuletzt vor dem Hintergrund der Maßgaben der UN-Behindertenrechtskonvention.