„Es hat sich gelohnt“

BAR-Workshop „Wege zur frühzeitigen Vernetzung in der Rehabilitation“

Sektor- und trägerübergreifende Vernetzung der Akteure - ohne diese geht es nicht in der Rehabilitation, das ist allen Beteiligten klar. Aber wie genau kann Vernetzung im gegliederten System zielgerichtet gestaltet, wie weiter verbessert werden?

Das war die zentrale Frage im BAR-Workshop „Wege zur frühzeitigen Vernetzung in der Rehabilitation“ am 14./15.2.2012 in Kassel. Die Veranstaltung ordnet sich ein in das trägerübergreifende BAR-Projekt „Effektivität und Effizienz in der Rehabilitation“ (EffEff). Dabei geht es um die Vernetzung der zahlreichen Akteure als einem wesentlichen Ansatzpunkt für mögliche Verbesserungen des Rehabilitationsgeschehens. Entsprechend war das Ziel der Veranstaltung: Erfolgsfaktoren gelingender Vernetzung in allen Phasen des Rehabilitationsgeschehens umfassend zu identifizieren und zu dokumentieren. So konnten funktionierende und innovative Netzwerkstrukturen und -projekte im Bereich der akteursübergreifenden Vernetzung erstmals systematisch gebündelt werden. Die Ergebnisse sollen zugleich als Impuls und Orientierungshilfe für die Arbeit „in der Fläche“ dienen und somit zur Optimierung des Rehabilitationsgeschehens beitragen.

30 Referentinnen und Referenten, neun Arbeitsgruppen, 100 Workshop-Teilnehmer: Die heterogene Zusammensetzung des Teilnehmerkreises aus den Bereichen Wissenschaft, Rehabilitationsträger und Rehabilitationspraxis garantierte lebhafte Diskussionen und wertvolle  Impulse für erfolgreiche Vernetzungsstrategien. Stark vertreten war auch die Selbstverwaltung der BAR mit Ingo Nürnberger (BAR-Vorstandsvorsitzender), Peter Deutschland und Peter Hüttenmeister (beide Mitgliederversammlung der BAR) sowie Dirk Neumann (Vorsitzender des BAR-Arbeitskreises Rehabilitation und Teilhabe)

Einstieg aus der „Vogelperspektive“

Getagt wurde im Schlosshotel Bad Wilhelmshöhe. Gleichsam aus der „Vogelperspektive“ näherte man sich der Thematik „Vernetzung“ durch Analysen aus allgemeiner Sicht. Vom Standpunkt der bislang vor allem im Bereich der Betriebswirtschaftslehre und Soziologie verankerten Netzwerkwissenschaft berichtete Prof. Jörg Sydow (FU Berlin). Basierend auf theoretischen Grundlagen und empirischen Erkenntnissen zur Vernetzung von Organisationen in der Privatwirtschaft schlug er einen Bogen zum Gesundheitswesen. Ebenfalls aus dem Bereich der Wissenschaft folgte mit engerem Fokus auf den Bereich der Rehabilitation die Vorstellung eines Forschungsprojektes zu „Schnittstellen in der medizinischen Rehabilitation“ von Dr. Ruth Deck und Nadine Pohontsch (Universität Lübeck). Die erhobenen Befunde zu Perspektiven von niedergelassenen Ärzten, Reha-Klinikern und Rehabilitationsträgern stellten dabei zukünftige Möglichkeiten wie Voraussetzungen von Information, Transparenz und Kooperation – als wesentliche Elemente von Vernetzung – heraus. Aufmerksamkeit erregte der Vorschlag, Rehabilitationsanträgen eine Nummer zuzuordnen, mit denen der Sachstand des Antrags via Internet nachvollzogen werden könne.


Bernd Petri resümierte zum Abschluss der Einführung, dass die BAR für Vernetzung in der Rehabilitation steht und Netzwerkarbeit eine ihrer Hauptaufgaben ist. Gerade träger- und sektorübergreifende Perspektiven und Denkansätze könnten dabei Initiator und Motor von Vernetzung sein.

Intensive Einzelworkshops

Im Anschluss ging es mit drei aufeinanderfolgenden Arbeitsgruppenphasen sozusagen in medias res – je eine für die Hauptphasen des Rehabilitationsgeschehens (Bedarfserkennung/Zugang, Durchführung von Rehabilitationsmaßnahmen, (Re-)Integration in Arbeit). In parallelen Arbeitsgruppen wurden „Leuchttürme“ im Sinne erfolgreicher Netzwerkpraxis bzw. Projekte vorgestellt und im Hinblick auf ihre Erfolgsfaktoren und auch mögliche Barrieren intensiv diskutiert. Die Ergebnisse der einzelnen Workshops wurden nach jeder Arbeitsgruppenphase im Plenum zusammenfassend dargestellt und im gemeinsamen Austausch weiter verdichtet. Informationen zu den behandelten Themen im Einzelnen können dem Veranstaltungsprogramm auf der BAR-Homepage entnommen werden.

Fazit

In seinem Fazit fasste Bernd Petri die zahlreich herausgearbeiteten Erfolgsfaktoren guter Vernetzung noch einmal komprimiert zusammen. In der Abschlussdiskussion wurden u.a. die in der gesamten Veranstaltung wiederholt hervorgehobene Rolle der Gemeinsamen Servicestellen und die Bedeutung datenschutzrechtlicher Fragen für die Vernetzung thematisiert.

Insgesamt zeigte sich, dass es den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung gelungen ist, eine in dieser Form bislang noch nicht vorliegende Bündelung der Erkenntnisse und Erfahrungen zu erfolgreicher Netzwerkarbeit in der Rehabilitation und darüber hinaus zu leisten. Die Ergebnisse des Workshops werden nicht nur in einem Tagungsband dokumentiert, sondern auch in die weitere Arbeit der BAR einfließen. Die Veranstaltung war offensichtlich ein geeignetes Forum, um „Netzwerkpraxis“ während und auch zwischen den einzelnen Arbeitsphasen auszuüben. Im positiven Sinn bemerkenswert war die Offenheit der Diskussion, in der neben den Erfolgsfaktoren auch die Barrieren für gute Netzwerkarbeit in der Rehabilitation thematisiert wurden. Hier ging es u.a. um das nicht überall gleich wahrgenommene Engagement der beteiligten Institutionen, ohne das Vernetzung nur eingeschränkt funktionieren kann.

Zur Veranstaltung äußerten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer insgesamt sehr zufrieden. Man habe viele Anregungen für die Arbeit in den Gremien der Rehabilitationsträger mitnehmen können. Ingo Nürnberger griff in seinem Schlusswort insbesondere auch die Barrieren der Netzwerkarbeit noch einmal auf. Er verdeutlichte, dass die in den vergangenen Monaten bereits intensivierte Diskussion mit der arbeitgeberseitigen Selbstverwaltung auch noch einmal darauf fokussiert werde. Die Verbesserung der Vernetzung und die dazu erforderlichen Schritte würden in den Gremien der Rehabilitationsträger künftig mit noch mehr Nachdruck angegangen. Die Ziele des BAR-Workshops sind damit nicht nur erreicht, sondern übertroffen worden. Mit einem Beitrag aus der Abschlussdiskussion lässt sich also schon jetzt sagen: „Es hat sich wirklich gelohnt.“