Die BAR und ihre Mitglieder

Die Mitgliederversammlung ist ein zentrales Gremium der BAR. Einmal im Jahr treffen sich die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Mitglieder. Dann gilt es Bilanz zu ziehen und sich für kommende Aufgaben zu rüsten. Gemeinsam mit allen Akteuren ist die Bar gewappnet für die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen.


Wer sind die Mitglieder der BAR? In den nächsten Ausgaben der Reha-Info stellen sie sich vor, geben einen Einblick in ihre Arbeit, fokussiert auf die Aufgaben als Reha-Träger. Im zweiten Teil stellt sich jetzt die gesetzliche Unfallversicherung vor.

Die gesetzliche Unfallversicherung

Wie ermöglicht man Menschen nach einem Unfall oder bei einer chronischen Erkrankung die Rückkehr ins Arbeitsleben? Diese Frage beschäftigt Berufsgenossenschaften und Unfallkassen schon seit über 125 Jahren. Als Träger der gesetzlichen Unfallversicherung versichern sie 75 Millionen Menschen in Deutschland gegen das Risiko eines Unfalls bei der Arbeit, in der Schule, im Ehrenamt oder auf dem Weg dorthin sowie gegen Berufskrankheiten. „Die Leistungen der Unfallversicherung umfassen dabei wesentlich mehr als die finanzielle Absicherung“, sagt Dr. Joachim Breuer, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung, die ihre Mitglieder als Verband nach außen vertritt – auch in den Gremien der BAR. „Zunächst streben wir mit allen geeigneten Mitteln an, die Gesundheit der Versicherten wiederherzustellen, so als ob der Unfall oder die Erkrankung nie geschehen wäre.“

Rund 3,5 Milliarden Euro geben Berufsgenossenschaften und Unfallkassen jährlich für die Rehabilitation aus. Diese umfasst neben der Heilbehandlung und der medizinischen Rehabilitation auch Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft. „Konkret bedeutet das, dass wir zum Beispiel den barrierefreien Umbau des Arbeitsplatzes finanzieren. Oder eine Umschulung, wenn Unfallversicherte in ihrem alten Beruf nicht mehr arbeiten können“, erklärt Breuer. „Im Privatbereich bezahlen wir gegebenenfalls beispielsweise eine Haushaltshilfe oder eine Sportprothese.“

Rehabilitation – alles aus einer Hand

Das Besondere an der Rehabilitation der gesetzlichen Unfallversicherung ist also: Die Leistungen kommen alle aus einer Hand. Und: Die Versicherten erhalten eine kostenlose Beratung und Begleitung, die sich an ihrem individuellen Bedarf orientiert. „Versicherten mit schweren Verletzungen, bei denen die Teilhabe am Arbeitsleben gefährdet ist, bietet die Unfallversicherung ein Reha-Management an“, sagt DGUV-Hauptgeschäftsführer Breuer. „Reha-Management bedeutet, dass unsere Reha-Manager zusammen mit den Unfallverletzten planen, welche Leistungen sie wann brauchen. Außerdem wird darauf geachtet, dass alle Maßnahmen – medizinische, berufliche, soziale – möglichst gut miteinander verzahnt werden.“ Ziel sei, möglichst früh und effizient zu handeln. „Wenn sich beispielsweise abzeichnet, dass Unfallversicherte nicht in ihren alten Job zurückkehren können, warten wir nicht das Ende der Heilbehandlung ab, um eine berufliche Qualifizierung einzuleiten. Studien belegen: Je früher man interveniert, desto erfolgreicher ist die Rehabilitation. Das Reha-Management erlaubt es uns, genau das zu erreichen.“ Für dieses Reha-Management hat die DGUV einen Handlungsleitfaden mit ihren Mitgliedern erarbeitet.

Engagement für Menschen mit Behinderungen

Erfolgreiche Rehabilitation und gleichberechtigte Teilhabe am Leben in der Gesellschaft stehen in einem engen Zusammenhang. „Die Weiterentwicklung einer inklusiven Gesellschaft liegt daher im ureigenen Interesse der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen“, erklärt Breuer. Aus diesem Grund hat der Vorstand der DGUV im November 2011 einen Aktionsplan beschlossen, mit dem die gesetzliche Unfallversicherung den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland unterstützt. Zwölf Ziele in den fünf Handlungsfeldern Bewusstseinsbildung, Barrierefreiheit, Partizipation, Individualisierung und Lebensräume werden mit 73 Aktionen und Maßnahmenangestrebt. Unter anderem fördern Berufsgenossenschaften und Unfallkassen bereits seit einigen Jahren den Behinderten- und Rehasport im Rahmen ihrer Kampagne „Fit im Sport – fit im Job“.

Disability Management

Ihr umfassendes Know-how in der betrieblichen  Rehabilitation bietet die gesetzliche Unfallversicherung auch anderer Interessierten an. Seit 2004 bildet die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung unter Nutzung eines internationalen Standards zusammen mit Partnern so genannte Disability Manager aus, prüft sie und kümmert sich um die weitere Qualifizierung dieser Experten in der Rehabilitation. „Der Fachkräftemangel erhöht die Nachfrage auch nach älteren Arbeitnehmern“, sagt Dr. Breuer. „Mehr ältere Beschäftigte, bei zugleich höheren Arbeitsbelastungen, bedeuten aber auch höhere Risiken, es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr bis zur Altersrente zu schaffen . Vor diesem Hintergrund brauchen wir Experten, die von einer frühen Erwerbsunfähigkeit bedrohten Beschäftigten die Weiterarbeit oder Rückkehr ins Berufsleben ermöglichen.“

Disability Manager verfügen über ein ganzheitliches Fachwissen, das so verschiedene Disziplinen wie Medizin, Arbeits- und Sozialrecht, Arbeitsplatzgestaltung sowie Psychologie abdeckt. Sie haben damit die notwendigen Fähigkeiten, um Arbeitnehmer, deren Beschäftigungsfähigkeit aus gesundheitlichen Gründen bedroht ist,  im Berufsleben zu halten. Für Arbeitgeber ist das gleich doppelt interessant: Zum einen sind sie seit 2004 verpflichtet, Beschäftigten nach längerer Arbeitsunfähigkeit ein betriebliches Eingliederungsmanagement anzubieten. Zum anderen fördern Disability Manager die Prävention. Aufgrund ihrer Erfahrung können sie früh und vernetzt handeln, um einer erneuten Arbeitsunfähigkeit oder sogar einer drohenden Erwerbsunfähigkeit vorzubeugen.

Rehabilitation fördern durch Kooperation

Um die Bedeutung der Rehabilitation zu fördern, bringt die gesetzliche Unfallversicherung ihre Erfahrungen in nationale Gremien und internationale Organisationen ein. Über ihren Hauptgeschäftsführer übernimmt die DGUV  zum Beispiel die Verantwortung eines Vize-Präsidenten von Rehabilitation International (RI), einem Netzwerk, das an der Rehabilitation Interessierte – Betroffene, Leistungserbringer, Versicherungen, staatliche Stellen und Fachleute – zusammenbringt. Dort ist die BAR zur Hälfte Vollmitglied für Deutschland. Oder bei der Internationalen Vereinigung für Soziale Sicherheit, einer Organisation von Institutionen der sozialen Sicherheit unter dem Dach der Vereinten Nationen. Ziel dieses Engagements ist es, das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Rehabilitation europa- und weltweit zu fördern. Außerdem sollen globale Standards für erfolgreiche Strukturen und Prozesse entwickelt und verbreitet werden, um die Chancen einer erfolgreichen Rehabilitation und betrieblichen Wiedereingliederung länderübergreifend zu erhöhen.

Auf nationaler Ebene gehört die gesetzliche Unfallversicherung über die DGUV zu den vier tragenden Säulen der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (BAR). „Die BAR ist das ideale Forum, um Erfahrungen und Wissen über die einzelnen Reha-Träger hinaus auszutauschen und Verabredungen im Sinne des SGB IX zu treffen“, so Breuer. „Vor dem Hintergrund der Herausforderungen auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft bringt sich die gesetzliche Unfallversicherung in die Gremien der BAR ein, wo Vertreter der Arbeitgeber und der Beschäftigten mit Fachleuten zusammen Gemeinsamkeiten besprechen und sie für die Praxis aufbereiten – zum Wohle auch der Unfallversicherten“.