Meine gesellschaftliche Teilhabe durch technische Hilfsmittel

Als blinde berufstätige Frau nutze ich im privaten und beruflichen Bereich verschiedenste Hilfsmittel. Dies können einfache Alltagsgegenstände im Wert von unter 10 € bis zu einem Braille-  Computerausgabegerät im Wert von 10.000 € sein. Die rasante Entwicklung technischer Hilfsmittel für Blinde in den letzten zwanzig Jahren ermöglicht mir einen Zuwachs von Unabhängigkeit und Selbstbestimmung im Alltag und Beruf. Ich bin alt genug, so dass ich mich noch an meine  Studentinnenzeit erinnern kann, wo Bücher auf Tonkassetten aufgelesen werden mussten und ich mir im Seminar auf einer kleinen Brailleschriftschreibmaschine, auf einem langen schmalen Papierstreifen Notizen machen musste.
In meiner beruflichen Tätigkeit ist eine Sprachausgabe und eine Braillezeile für den PC unverzichtbar. Ich muss gängige Programme nutzen können, Texte verfassen, mit meinen Kolleginnen und Kollegen kommunizieren und das Internet nutzen können. Um gedruckte Texte selbstständig erfassen zu können, habe ich einen Scanner und eine speziell für blinde Menschen entwickelte Erkennungs-Software. Da es in meinem Beruf notwendig ist, auch außerhalb meines Büros zu arbeiten, habe ich ein kleines Braille-Notizgerät, was mir sozusagen Stift und Papier ersetzt und mit dem ich auch Dokumente lesen kann, die mir beispielsweise auf einem USB-Stick zur Verfügung gestellt werden. Die bahnbrechendste Innovation in den letzten Jahren für mich persönlich ist das iPhone, das ich mit der eingebauten Sprachausgabe ohne zusätzliche kostenpflichtige Software bedienen kann. Es ist für mich zum Allround-Hilfsmittel geworden, das ich sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich nutze. Neben E-Mail und Internet kann ich eine Scansoftware, Barcode-Leser und unterschiedliche GPS-Lösungen nutzen. Neben dem Lesen von Büchern, Hören von Hörbüchern, Aussuchen von Zug- und Busverbindungen kann ich natürlich auch SMS schreiben oder telefonieren. So positiv diese Entwicklung für blinde und sehbehinderte Menschen auch ist, bedeutet dies jedoch nicht, dass ich auf menschliche Assistentinnen und Assistenten verzichten kann. Ich habe nach wie vor eine Arbeitsassistenz, die z. B. meine Texte layoutet, handschriftlich Dokumente ausfüllt und mich zu Veranstaltungen und Hausbesuchen begleitet.