Berufliche Bildung von (jungen) Menschen mit Behinderungen - praxisnah und inklusiv

Für viele junge Menschen ist eine betriebliche Ausbildung aufgrund der Art und Schwere ihrer  Behinderung oder der betrieblichen Anforderungen kaum möglich. Damit auch diese jungen Talente eine faire Chance auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt erhalten, haben sich die über 50 bundesweit  aktiven Berufsbildungswerke (BBW) als Kompetenzzentren für die ganzheitliche berufliche Qualifikation junger Menschen mit Behinderungen auf unterschiedliche Teilhabeeinschränkungen spezialisiert. Die BBW unterstützen rund 13.000 Jugendliche und junge Erwachsene bei ihrer dualen Berufsausbildung in Vollberufen und besonders geregelten Berufen auf der Grundlage des III. und IX. Sozialgesetzbuchs.
Die Leistungen werden zumeist von der Bundesagentur für Arbeit finanziert. Die fachliche Qualifizierung wird dabei durch individuell koordinierte medizinische, psychologische und sozialpädagogische Leistungen
erweitert.

Inklusion heißt auch Fachkräftesicherung

Durch ihre individuelle und ganzheitliche Förderung junger Menschen sind die BBW ein wichtiger Partner der Wirtschaft im Wettbewerb um qualifizierten Nachwuchs geworden. Gemeinsam mit ihren über 14000 aktiven Betriebskontakten entwickeln und erproben die BBW neue inklusive Ausbildungsmodelle. Um die Ausbildung möglichst praxisnah zu gestalten, können Unternehmen beispielsweise an der Verzahnten Ausbildung mit Berufsbildungswerken (VAmB) mitwirken. Bei VAmB werden bis zu 18 Monate der Ausbildung in Betrieben außerhalb des BBW absolviert und durch individuelle Unterstützung seitens des BBW ergänzt. Der Übergang in eine betriebliche Ausbildung außerhalb des BBW ist dabei jederzeit möglich.
Diesen Weg ging Daniel B. (Name geändert). Der junge Mann begann im Sommer 2011 im Annastift Berufsbildungswerk in Hannover seine Ausbildung zum Technischen Produktdesigner in der Fachrichtung Maschinen- und Anlagenkonstruktion. Im BBW erhielt er die notwendige Unterstützung, sodass er ab September 2013 die betriebliche Phase im Rahmen der Verzahnten Ausbildung absolvieren konnte. Aufgrund seiner guten Leistungen wurde die betriebliche Phase im Unternehmen zweimalig verlängert. So konnte der 23-Jährige sein Talent weiter unter Beweis stellen. „Diese Koope-rationsform ist für alle Beteiligten von Vorteil“, berichtet Alfio Stuto, Geschäftsführer der  AS-Drucklufttechnik GmbH, einem mittelständischen Unternehmen in Hannover.

VAmB – für beide Seiten ein Gewinn

Diese Erschließung ungenutzter Potentiale ist für beide Seiten – die jungen Menschen und die Unternehmen – eine Win-win-Situation. Während die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden wertvolle betriebliche Erfahrungen sammeln, haben Unternehmen die Möglichkeit, motivierte Fachkräfte zu gewinnen sowie soziale Vielfalt und Inklusion im Unternehmen zu stärken. Die positiven Erfahrungen von Betrieben und Berufsbildungswerken mit diesem Ausbildungsmodell sprechen für sich: „Herr B.
hat sich nach anfänglicher Zurückhaltung mittlerweile hervorragend in das Team eingefügt“, sagt Alfio Stuto. Er freut sich darüber, einen zuverlässigen und engagierten Mitarbeiter gefunden zu haben: Daniel B. unterschrieb im Februar 2015 seinen unbefristeten Arbeitsvertrag bei der AS-Drucklufttechnik GmbH.
Diese Erfolgsgeschichte ist kein Einzelfall: mittlerweile wird fast jede fünfte Ausbildung in den BBW als Verzahnte Ausbildung durchgeführt. Sie ist in allen der über 200 angebotenen Ausbildungsberufen der
BBW möglich. Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die andernfalls einen schweren Stand in unserem Ausbildungssystem hätten, werden damit Perspektiven eröffnet, praxisnah und inklusiv.