Ambulante berufliche Rehabilitation – Bildung und beruflicher (Wieder-) Einstieg im Betrieb

Der Fleischermeister, der aufgrund einer Gelenkerkrankung seinen Beruf nicht mehr ausüben kann; die junge Frau, die nach der Schule durch einen Verkehrsunfall ein schweres Schädel-Hirn Trauma erleidet oder der Gerüstbauer, der nach mehreren Bandscheibenvorfällen nicht mehr einsatzfähig ist. Sie alle stehen vor der Frage, wie es beruflich weitergehen kann. Notwendige Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA) können auch in ambulanter Form erbracht werden. Im Folgenden wird am Beispiel der Fortbildungsakademie der Wirtschaft (FAW) genauer ausgeführt, wie ambulante LTA in der Praxis aussehen können.

Ein möglicher Ablauf der ambulanten beruflichen Rehabilitation:

  • Ein Versicherter kann aufgrund einer schweren Erkrankung seine bisherige berufliche Tätigkeit nicht mehr ausüben. Durch den zuständigen Reha-Träger bekommt er Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben bewilligt. Nach Eintritt in eine ambulante Reha-Leistung bei der FAW wird eine Planung vorgenommen – es wird gemeinsam mit dem Rehabi litanden herausgearbeitet, welche Voraussetzungen für seinen beruflichen Wiedereinstieg vorliegen und welche Schritte nötig sind.
  • Es werden vorhandene berufliche Erfahrungen und Kompetenzen einbezogen. Die  Erkenntnisse werden gebündelt. Vielleicht ist auch eine betriebliche Erprobung der Leistungsfähigkeit des Teilnehmers nötig. Damit hat er die Möglichkeit, innerhalb weniger Tage zu überprüfen, ob seine Vorstellung von einem Berufsfeld mit der Arbeitsrealität übereinstimmt.
  • Das praktische Lernen findet ambulant immer in Betrieben statt. Steht nun fest, in welchem Berufsfeld die berufliche Eingliederung erfolgversprechend ist, wird gezielt nach einem  passenden Betrieb des ersten Arbeitsmarktes in der Region gesucht. Dort absolviert der Rehabilitand seine betriebliche Qualifizierung – das kann von einer kürzeren Anpassungsqualifizierung bis zur betrieblichen Umschulung gehen. Notwendiger zusätzlicher Unterricht und sozialpädagogische/psychologische Betreuung werden von der FAW sichergestellt.
  • In der ambulanten beruflichen Reha kommt es darauf an, eng mit den Betrieben zusammen zu arbeiten. Rehabilitand und Betrieb werden während der Maßnahme eng von den Fachkräften der FAW begleitet. Nur so kann eine erfolgreiche Eingliederung in Arbeit gelingen. Die betriebliche Realität findet ganz unmittelbar statt.
  • Die Zielsetzung der Vermittlung in Arbeit durchzieht die gesamte Maßnahme. Es wird z.B. frühzeitig bei den Betrieben geprüft, ob sie für den Rehabilitanden die Möglichkeit der Übernahme in Arbeit bieten. Da die Teilnehmer in Betrieben des ersten Arbeitsmarktes gelernt haben, sind die Integrationschancen deutlich verbessert.

Ambulante Leistungen sind für viele Problemlagen und Unterstützungsbedarfe möglich. Wichtig ist immer, dass das ambulante Setting für den Versicherten grundsätzlich erreichbar ist. Erfolgreiche Beispiele zeigen, dass die notwendige begleitende Unterstützung sehr umfassend auch ambulant umgesetzt werden kann. Die ambulante berufliche Rehabilitation folgt dabei bestimmten Prinzipien. Praxisnähe Die dauerhafte berufliche Integration und Inklusion in den ersten Arbeitsmarkt ist das Ziel. Deshalb bereiten sich die Rehabilitanden und Klienten vor allem in der betrieblichen Praxis, bei Arbeitgebern in ihrer Region, auf das Arbeitsleben vor.
Individualität Die Leistungsinhalte orientieren sich immer an den Bedingungen des Einzelnen. Erfahrene Sozialpädagogen und Psychologen stehen den Teilnehmern zur Seite und begleiten sie auf dem Weg in die nachhaltige berufliche Integration.
Wohnortnähe Ambulante Leistungen sind möglichst wohnortnah. Denn ein intaktes soziales Umfeld fördert die erfolgreiche berufliche Inklusion. So kann z.B. auch die Familie gezielt in die Rehabilitation eingebunden werden.
Vernetzung Berufliche Inklusion gelingt am besten, wenn alle an einem Strang ziehen. Deshalb werden in den Prozess der Beruflichen Rehabilitation alle mit einbezogen, die direkt und indirekt betroffen sind. Dazu zählt auch die Beratung und Unterstützung zukünftiger Arbeitgeber von Rehabilitanden. Es wird ein engmaschiges Netz zwischen Rehabilitanden, Kostenträgern, Arbeitgebern, den Partnern der unterstützenden Netzwerke und Ausbildungsstellen geknüpft.