Ausgaben für Reha und Teilhabe

Ohne Zahlen geht es nicht. Denn bedarfsgerechte Sozialpolitik fußt auf ausführlichen und genauen Fakten. Dass Reha eine verlässliche Datenlage braucht, machen neben der Praxiserfahrung vor allem Handlungsaufträge, wie in Artikel 31 der UN-BRK (Statistik und Datensammlung) festgeschrieben, deutlich. Nur so können Maßnahmen zur umfassenden Verwirklichung von Rehabilitation und Teilhabe ergriffen und umgesetzt werden.
Daher bündelt die BAR jährlich die aktuellen trägerspezifischen Zahlen, Daten und Fakten, bereitet sie auf und stellt sie ihren Mitgliedern und der Öffentlichkeit zur Verfügung. Im 3-Jahresvergleich zeigt die BAR-Statistik die Ausgaben der unterschiedlichen Reha-Träger für Rehabilitation und Teilhabe.

32,6 Mrd. Euro für Reha-Leistungen

Dass die Ausgaben für Reha und Teilhabe kontinuierlich steigen, macht nicht nur der Dreijahresvergleich deutlich. Geht man weiter zurück und blickt auf die letzten 10 Jahre, ist ein steter Aufwärtstrend erkennbar, der sich 2014 fortsetzt. Auch das vergangene Jahr verzeichnet eine trägerübergreifende Ausgabensteigerung von diesmal 4,3 % im Vergleich zu 2013. Im 10-Jahresvergleich ergibt sich eine Steigerung von 27,3 %. Das entspricht einem Mehr von 6,9 Mrd. Euro gegenüber 2004 und setzt damit ein positives Zeichen in Richtung Inklusion.
Lässt sich der Aufwärtstrend auch auf die einzelnen Trägerbereiche übertragen? Dazu eine nähere Betrachtung der Zahlen.

Gesetzliche Krankenversicherung

Die Ausgaben im Bereich der gesetzlichen Krankenversicherung steigen 2014 in der Gesamtbetrachtung um 4,2 %. Das ergibt ein Volumen von knapp 3 Mrd. Euro, von dem der Großteil auf den Kostenpunkt „Stationäre Anschlussrehabilitation“ entfällt (1,7 Mrd. Euro). Die größten Unterschiede im Vergleich zum Vorjahr lassen sich für die Leistungsform des „Persönlichen Budgets“ (+29,3 %) und der „Belastungserprobung und Arbeitstherapie“ (-30,4 %) verzeichnen. Besonders in den Fokus rücken hierbei die Reha-Leistungen, die über das Persönliche Budget finanziert werden, da sie sich seit dem Jahr 2004 verzehnfacht haben.

Gesetzliche Rentenversicherung

Mit insgesamt 6 Mrd. Euro trägt die Gesetzliche Rentenversicherung wie auch in den Vorjahren den zweitgrößten Ausgabenteil an Leistungen zur Rehabilitation. Ein Plus von 3,2 % verändert den Wert im Vergleich zu 2013 nur gering. Zunehmend ist auch hier die Leistungsgewährung über das Persönliche Budget (+5,8 %), das prozentual den größten Zuwachs hat. In absoluten Zahlen besitzt allerdings der Ausgabenpunkt „Leistungen zur medizinischen Rehabilitation“ mit 3,9 Mrd. Euro das meiste Gewicht.

Alterssicherung der Landwirte

Die Ausgaben für Leistungen zur Teilhabe durch die Landwirtschaftlichen Alterskassen werden differenziert von der Deutschen Rentenversicherung erfasst und gesondert ausgewiesen. In diesem Trägerbereich zeigt sich ein signifikanter Ausgabenrückgang, der 2011 beginnt und seit dem ein Minus von insgesamt 18,4 % zu verzeichnen hat. Im Jahr 2014 steht damit ein absoluter Aufwendungswert von 13,3 Mio. Euro.

Gesetzliche Unfallversicherung

Der Ausgabenanstieg von 3,9 % unter der Überschrift der gesetzlichen Unfallversicherung lässt sich vor allem auf den Bereich „Ambulante Heilbehandlung und Zahnersatz“ zurückführen. Hier werden im Vergleich zum Vorjahr 55 Mio. Euro mehr investiert. Auch der Posten „Sonstige Heilbehandlungskosten“ zeigt einen prozentual hohen Anstieg (5,4 %) und schlägt mit 788 Mio. Euro zu Buche.
Zu beachten ist, dass nach den Geschäfts- und Rechnungsergebnissen der DGUV medizinische Reha-Maßnahmen unter Heilbehandlungen geführt werden und eine gesonderte Darstellung nicht vorgenommen wird.

Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaften

Unabhängig von der Statistik der DGUV werden die Ausgaben für Leistungen zur Teilhabe der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften aufgeführt. Sie verbuchen 2014 einen Wert von ca. 349 Mio. Euro und eine Zunahme von 5,1 % zum Vorjahr. Ein Teil der Aufwendungen wird über das „Persönliche Budget“ finanziert, das immerhin ein stattliches Plus von 34,8 % markiert. In absoluten Zahlen stehen damit 1,3 Mio. Euro Ausgaben für das Jahr 2014 gegenüber knapp 1 Mio. Euro für 2013.

Bundesagentur für Arbeit

Die Aufwendungen der Bundesagentur für Arbeit sind in den letzten Jahren recht stabil geblieben. Die Werte schwanken zwischen 2,2 Mrd. (2013) und 2,4 Mrd. (2010) und pendeln sich 2014 auf 2,3 Mrd. Euro ein. Prozentual verzeichnet die Bundesagentur für Arbeit seit 2010 zum ersten Mal wieder ein leichtes Ausgabenplus von 1,4 %. Den größten Kostenanteil machen „Pflichtleistungen für die Teilhabe am Arbeitsleben“ aus (2,1 Mrd. Euro). Ihnen folgen mit Abstand die „Ermessensleistungen für die Teilhabe am Arbeitsleben“ (115 Mio. Euro) und das „Persönliche Budget“ (9,9 Mio. Euro). Auch in diesem Trägerbereich werden zunehmend Leistungen über das Persönliche Budget finanziert. Seit der ersten Bekanntgabe 2010 haben sich die Ausgaben über diese Leistungsform nahezu verdoppelt.

Integrationsämter

Mit einer Investitionssteigerung von 13,5 % führen die Integrationsämter die Liste des prozentualen Kostenpluses an. In der Gesamtschau ergibt sich eine Aufwendung von 507 Mio. Euro im Jahr 2014. Hinter dieser Zahl verbergen sich 384 Mio. Euro für „Begleitende Hilfen im Arbeitsleben“, darunter 76,6 Mio. Euro für Integrationsfachdienste. Außerdem 43 Mio. Euro für „Arbeitsmarktprogramme“ und 80 Mio. Euro für „sonstige Leistungen“. Hervorzuheben ist ein Ausgabenplus von 71 % bei den Arbeitsmarktprogrammen.

Sozialhilfe

16,4 Mrd. Euro gaben die Sozialhilfeträger im Jahr 2014 im Rahmen der Eingliederungshilfe aus und liefern damit die höchste Ausgabensumme, die 50 % aller Aufwendungen für Reha und Teilhabe entspricht und mit einem Plus von 5% zum Vorjahr auf einem Rekordhoch angekommen ist. 10 Mrd. Euro entfallen dabei auf Leistungen zur Teilhabe am Leben in der Gemeinschaft und 4,2 Mrd. Euro auf Leistungen in anerkannten Werkstätten für behinderte Menschen. Bemerkenswert ist der insgesamte Ausgabenzuwachs um über 42 % seit 2004, was deutlich über dem Anstieg der gesamten Ausgaben für Reha & Teilhabe (+27 %) im gleichen Zeitraum liegt.