Richtlinien für Barrierefreiheit: WCAG2.0

Im Standard Web Content Accessibility Guidelines (WCAG2.0) wurden Erfolgskriterien für barrierefreie Internetseiten definiert. Aus diesen Kriterien lassen sich Richtlinien für technische Umsetzungen in unseren Internetauftritt ableiten. Bei der Entwicklung unseres Internetauftrittes verfolgen wir das Ziel, die Erfolgskriterien aus der WCAG2.0 so weit es uns möglich ist, zu erfüllen. Unsere Internetredaktion arbeitet stetig daran, die Internetseiten der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation kontinuierlich weiterzuentwickeln, Barrieren zu entdecken und abzubauen.

  • Textalternativen für Bilder
    Text als Alternative zum Bild gilt als oberstes Gebot in der Barrierefreiheit. Sämtliche Inhalte müssen auch in Textform vorliegen, um unterschiedlichste Arten der Wahrnehmung zu bedienen. Nur Text lässt sich in Braille übersetzen, ohne Text bleibt die Sprachausgabe stumm. Wenn Text-Alternativen nicht die gleichen Informationen enthalten wie Grafiken, Fotos oder Schaubilder, dann gehen für viele Nutzer Informationen verloren oder es sind Funktionen eines Angebots nicht nutzbar.
  • Textalternativen für sonstige Nicht-Text-Inhalte
    Neben den klassischen Anwendungsfällen bei Fotos und Grafiken gibt es eine ganze Reihe weiterer Elemente auf Webseiten, die ohne eine adäquate Textalternative nicht für alle Nutzergruppen zugänglich sind. Dies können grafische Schaltflächen in Formularen sein, oder auch multimediale Inhalte, aber auch die gerade in Chats beliebten Emoticons :-)
  • Besseres Textverständnis
    Viele Texte im Netz sind auf einem Sprachniveau angesiedelt, das nur noch für Eingeweihte verständlich ist. Hier helfen verlinkte Definitionen, Bereitstellungen von Zusammenfassungen unter den Artikeln, die weniger detailliert oder komplex formuliert wurden.
  • Verständliche Linktexte
    Links sollen so eingesetzt werden, dass die Nutzer eindeutig vorhersehen können, wo ein Link sie hinführt. Linktexte sollen den Zweck eines Links beschreiben.
  • Semantisches Markup
    Die Struktur des Webinhalts ist auszuzeichnen, indem korrekte semantische Elemente benutzt werden. Die Elemente findenentsprechend ihrer Bedeutung Anwendung und nicht wegen ihrer visuellen Erscheinung.
    Die Eigenschaften einzelner Teile des Inhaltes als Absatz, Überschrift, hervorgehobener Text, Tabelle usw. können dadurch gekennzeichnet werden. Der Benutzeragent kann dann die Struktur für den Benutzer wahrnehmbar machen, indem er beispielsweise eine unterschiedliche visuelle Darstellungsweise für verschiedene Arten von Strukturen benutzt oder indem er in einer auditiven Präsentation eine unterschiedliche Stimme oder Tonhöhe benutzt.
  • Wahrnehmung von Farben
    Weit verbreitete Farbfehlsichtigkeiten sollten Berücksichtigung finden. Sehr weit verbreitet ist zum Beispiel eine Rot-Grün-Schwäche. Bei Nutzung auf mobilen Endgeräten helfen hohe Kontraste, zum Beispiel bleiben Inhalte trotz direkter Lichteinstrahlung im Freien besser sichtbar.
  • Ausreichende Kontraste
    Ein ausreichender Kontrast zwischen Vorder- und Hintergrundfarbe ist eine Voraussetzung für eine gute Lesbarkeit von Texten. Insbesondere bei kleinen Schriftgrößen ist das von Bedeutung.
  • Typografie
    Die Typografie beschreibt die Darstellung von Texten (Schriftart, Ausrichtung, Zeilendurchschuss und Abstände). Manche Menschen mit kognitiven Behinderungen haben Probleme mit Text im Blocksatz (Text, der sowohl rechts als auch links ausgerichtet ist). Eine gute Lesetypografie hilft dabei, die Lesbarkeit von Texten sicherzustellen. Das kann für ein besseres Textverständnis sorgen.
  • Tastaturbedienbarkeit
    Beim Einsatz von Client-seitigem Scripting (z.B. javascript) kommt es häufig zu Barrieren für viele Nutzer, die auf die Benutzung Ihrer Tastatur angewiesen sind. Wenn solche Skripte zwingend eine Maus voraussetzen müssen alternative Eingabemethoden per Tastatur vorgesehen werden.
  • Reihenfolge von Inhalts- und Schaltelelementen
    Linearisierung der Darstellung einzelner Elemente auf der Seite, bei der der logische Aufbau im Quellcode der optischen Reihenfolge und der Erwartung des Benutzers entspricht.
  • Skip Links
    Die sogenannten "Skip Links" sind nur eine Hilfstechnik, bis alle relevanten Zugangsformen die ARIA-Landmarks oder die strukturierenden Elemente aus HTML5 verstehen. Sind im Quellcode eingebette Links, die es dem Benutzer einer Internetseite ermöglichen, größere Bereiche unserer Webseite zu überspringen, zum Beispiel die Navigation. Skip Links unterstützen die Benutzer, die auf Bedienung der Tastatur angewiesen sind, zum Beispiel blinde Menschen.
  • Tastaturfokus
    Der fokussierte Bestandteil (Z.B. ein Link) muss vom Benutzer visuell identifiziert werden können, indem man sich auf die Unterstützung durch den Benutzeragenten verlässt. Für Benutzeragenten ist es üblich, Standard-Steuerlemente auf irgendeine Art hervorzuheben, wenn sie den Fokus erhalten.
  • Tastaturfallen
    Zu den häufigsten Tastaturfallen gehören Plug-In-Inhalte wie z.B. Flash-Inhalte. Es muss sichergestellt sein, dass der Benutzer mit der Tastaturfunktion zur Weiterbewegung des Fokus innerhalb des Inhalts (in der Regel die Tabulator-Taste) den Teilbereich des Inhalts verlassen kann, sobald die letzte Position der Navigation erreicht wurde.
  • Zeitbegrenzungen
    Oft ist es ärgerlich, wenn mitten in oftmals langwierigen Eingaben die Session abläuft und zum Überfluss auch noch sämtliche Eingaben beim erneuten Anmelden verloren sind. Wenn keine datenschutzrechtlichen Bedenken entgegenstehen, dann sollten Sie ihren Nutzern genügend Zeit geben, um einen Vorgang reibungslos zu Ende zu bringen.
  • Alternativen für multimediale Inhalte
    Werden audiovisuelle Inhalte angeboten, müssen diese stets ausreichend untertitelt sein, damit sie von hörbehinderten oder gehörlosen benutzern wahrgenommen werden können. Blinde oder sehbehinderte Menschen benötigen eine alternative Darstellung der visuellen Inhalte (z.B. als Text). Untertitel helfen nicht nur hörbehinderten Besuchern den Zugang zu audiovisuellen Medien zu ermöglichen. Sie sind für alle Menschen in Situationen hilfreich, in denen es z.B. keine Lautsprecher gibt. In Videobeiträgen kann ein Übersetzer in Gebärdensprache eingebettet werden. Für Blinde oder sehbehinderte Menschen können zusätzliche Audiodeskriptionen ergänzt werden.
  • Navigation
    Komplexe Websites brauchen eine ausgefeilte Navigation, mit der man sämtliche Inhalte eines Angebots erreichen kann. Hilfsmittel sind Sitemaps oder Inhaltsverzeichnisse, Breadcrumb Trails, Beziehungen zu thematisch verwandten Seiten/Inhalten.
    Oftmals fallen Linkflächen (Textlinks, Links auf Bildern oder Flächen) sehr klein aus. Dann wird die Bedienung der Internetseite mit den Fingern auf einem Touchscreen schwierig bis unmöglich. Wir versuchen zu kleine Links und Klickflächen zu vermeiden.
  • Neue Fenster & Popups
    Fenster und Popups dürfen nicht ohne Ankündigung oder ohne Zutun und ausdrücklichen Wunsch des Nutzers geöffnet werden. Neue Fenster und Reiter dürfen nur wenn es notwendig ist von einem Link aus zu öffnen sein. Benutzer sollen einen Hinweis erhalten, bevor sich ein Fenster oder ein reiter neu öffnet.
  • Formulare
    Formulare gelten als hohe Schule des barrierefreien Webdesigns – wenn hier etwas nicht nutzbar ist, dann ist für den Nutzer an diesem Punkt das Ende eines Prozesses erreicht.
    Formulare sollen technisch die Webstandards einhalten und die Methoden des aktuellen HTML-Standards einhalten: Benutzung von Label-Elementen, um Text-Label mit den Steuerelementen eines Formulars zu verbinden. Benutzung des title-Attributs, um Formular-Steuerelemente zu kennzeichnen, wenn das Label-Element nicht benutzt werden kann. Bereitstellung einer Beschreibung für Gruppen von Formular-Steuerelementen, mit den fieldset- und legend-Elementen. Benutzung von OPTGROUP, um OPTION-Elemente innerhalb eines SELECT zu gruppieren. Benutzung von HTML-Formularsteuerelementen und Links, um die Tastaturbedienung von interaktiven Elementen der Benutzerschnittstelle und deren Interoperabilität mit assistierenden Techniken zu ermöglichen.
    Eingaben müssen kontrolliert werden und in bestimmten Situationen müssen dem benutzer Textbeschreibungen angeboten werden, die ihm dabei helfen nicht ausgefüllte Pflichtfelder zu erkennen oder den Benutzer informieren, wenn nicht erlaubte Eingaben gemacht wurden.
    Werden Scripte verwendet, die Formular-Elemente dynamisch verändern, dürfen diese Veränderungen nicht ohne vorherige Beschreibung geschehen.
    Barrierefreiheit geht im Internet-Formular deutlich über Technik und Design hinaus. Es gilt den gesamten Prozess bis zum erfolgreichen Abschluss einer Transaktion auf Barrieren oder vergebene Chancen auf Erleichterung der Bedienung zu durchsuchen.
  • CAPTCHAs
    Captchas stellen in den meisten Fällen ein größeres Hindernis für den menschen als für die Maschine dar. Wenn es nicht vermieden werden kann, müssen Alternativen zur verwendeten Technik angeordnet werden, die auf andere technische Modalitäten basieren.
  • Um- und Weiterleitungen
    Um- oder Weiterleitungen sind mit Techniken umzusetzen, die entweder ein aktives Handeln des Benutzers bedingen oder alsautomatische Umleitung bei der einBenutzer automatisch auf eine solche Art und Weise von einer alten zu einer neuen Seite umgeleitet wird, dass er oder sie niemals das Stattfinden einer Umleitung stattgefunden hat.
  • Änderungen / Aktualisierungen
    Periodische Aktualisierungen des Inhalts einer Seite können als Barrire angesehen werden. Am besten auf eine automatische Aktualisierung mit dynamisch verändernden Inhalten verzichten und stattdessen einen Button „Jetzt Aktualisieren“ einfügen.
  • Epileptische Anfälle
    Zappelnde, blinkende oder gar blitzende Inhalte halten von der Wahrnehmung der eigentlichen Inhalte einer Seite ab. In Einzelfällen können sie bei bestimmten medizinischen Präpositionen auch zu einem echten medizinischen Problem werden. Dann nämlich, wenn durch hochfrequente Änderungszyklen von Inhaltselementen (Buttons, animierte Grafiken etc.) epileptische Anfälle ausgelöst werden.
  • Robustheit
    Barrierefreie Seiten funktionieren auch noch unter den widrigsten Umständen. Dafür braucht eine Internetseite einen grundsoliden technischen Unterbau. Bei validiertem HTML-Code müssen Browser nicht erst eine Menge Fehler korrigieren, bevor die Seite dargestellt werden kann. Das vereinfacht die Verarbeitung und hilft den Nutzern bei der eindeutigen Wahrnehmung und Bedienung einer Internetseite.
  • Aktuelle Entwicklungsstandards
    Veraltete Techniken wie Tabellenlayout, Frame-Elementen oder Layout-Design mit Grafiken statt CSS-Regeln führen dazu, dass Inhalte nicht linearisiert dargestellt werden können.
  • Tabellen
    Tabellen sind erstmal nicht grundsätzlich als Barrieren zu betrachten. Sie dienen der darstellung tabellarischer Daten, sie sollten nicht als Layout-Ersatz missbraucht werden.
  • Sprache festlegen
    Für die Sprachausgabe ist es wichtig, dass die menschliche Sprache eines Dokuments und wenn vorhanden, auch ein Wechsel in der Sprache innerhalb einer Internetseite, im Quellcode hinterlegt werden. Das erleichtert die korrekte Aussprache z.B. im Screenreader und beugt Verwechselungen durch Mehrdeutigkeiten vor.